Den Erhalt und die Weiterentwicklung der Kulturlandschaft in Rheinland-Pfalz mit ihren regionalen Besonderheiten und Unverwechselbarkeiten hat sich eine neu gegründete Stiftung zur Aufgabe gemacht. Bei der Unterzeichnung des Stiftungsvertrages in Bad Kreuznach erklärten die Vertreter der Stifterorganisationen, mit der gemeinsamen Initiative der Landwirtschaftskammer, der beiden Bauern- und Winzerverbände sowie des Gemeinde- und Städtebundes würden landwirtschaftliche und kommunale Interessen von Landwirtschaft und Naturschutz zusammengeführt.
Dies werde auch durch die unmittelbare Einbindung der Naturschutzverbände zum Ausdruck gebracht. Neben den Stiftern sind diese daher mit Sitz und Stimme im Vorstand vertreten. „Naturschutz durch Nutzung“ bezeichne dabei ein Konzept, das geeignet sei, die Identität einer gewachsenen Kulturlandschaft unter veränderten Rahmenbedingungen zu wahren und ihre Attraktivität weiter zu steigern. Die Gründung wurde durch die Übergabe der Stiftungsurkunde durch den Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Dr. Josef Peter Mertes an den Präsidenten der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz Norbert Schindler MdB offiziell vollzogen.
Da Rheinland-Pfalz überwiegend eine in 2000 Jahren von Menschenhand geformte Kulturlandschaft darstellt, betrachten es die Stifter als unerlässlich, der Land- und Forstwirtschaft auch in Zukunft eine maßgebliche Funktion bei der Gestaltung der ländlichen Räume zuzuschreiben. Durch die Arbeit der Stiftung können Nutzungskonflikte frühzeitig entflochten und ein integriertes Konzept mit den Elementen einer nachhaltigen und dauerhaften Pflege sowie einer verantwortungsvollen ökologischen Sicherung als tragenden Säulen entwickelt werden.
So wird die Stiftung bei vielfältigen Kompensationsmaßnahmen beratend, unterstützend und vermittelnd tätig werden, die Pflege bestehender und neuer Biotopflächen organisieren, Nutzungskonzepte für Flächen erstellen und ökologisch wertvolle Flächen übernehmen, um sie mit spezifisch abgestimmten Pflegemaßnahmen als solche zu erhalten.
Die Stiftung wird Land- und Forstwirten, Grundeigentümern, Städten und Gemeinden sowie sonstigen Institutionen naturschutzfachliche Beratung anbieten und die Erstellung von Gutachten sowie die Durchführung von Forschungsvorhaben konstruktiv begleiten. Die Stiftung versteht sich dabei als Partner der regional bereits bestehenden Landschaftspflegeverbände und anderer gleichgerichteter örtlicher Initiativen.
Eine wichtige Aufgabe der Stiftung wird ihr beim Aufbau von Flächenpools zukommen. Auf diese können bei der Realisation von Kompensationsmaßnahmen, unter Verzicht auf den Ankauf landwirtschaftlicher Nutzflächen, zurückgegriffen werden. Gleichzeitig erfolgt die nachhaltige und langfristige Pflege gemäß regionalspezifischer Besonderheiten und unter Beachtung landwirtschaftlicher und naturschutzfachlicher Erfordernisse.
Norbert Schindler MdB, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz und des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, erinnerte an das effektive Arbeiten mit Flächenpools bei Hochwasserschutzmaßnahmen. Hier habe sich die Moderation der Kammer als Ausgleich zwischen unterschiedlichen Interessen mehrfach bewährt. Die hier gemachten Erfahrungen seien auf das Management von ökologisch wertvollen und landwirtschaftlich wenig produktiven Flächen übertragbar.
Leo Blum, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, begrüßte ausdrücklich die Gründung der Stiftung als Folge langer und intensiver inhaltlicher Auseinandersetzung mit dem Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen für ökologische Belange. Er zeigte sich zuversichtlich, dass es durch die Tätigkeit der Stiftung gelingen werde, die Interessen der Bauern und Winzer, die auf die Verfügbarkeit landwirtschaftlicher Nutzflächen angewiesen seien, mit ökologischen Belangen in Einklang zu bringen und so einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung der Kulturlandschaft zu leisten.
Reimer Steenbock, Verbandsdirektor des Gemeinde- und Städtebundes, Rheinland-Pfalz, sieht für die Gemeinden über die Vorteile bei Kompensation, Ökokonten und Flächenpools hinaus ein Innovationspotential für die Entwicklung und Umsetzung besonders nachhaltiger, pflegeextensiver und damit kostengünstigerer Kompensationsmaßnahmen, was im Ergebnis dem Bürger zu Gute komme. Auch für die Integration in Konzepte der ländlichen Entwicklung sei die Stiftung hervorragend geeignet. Nicht zuletzt werde die Zusammenarbeit vor Ort mit den Landwirten gefördert, so Heijo Höfer, stv. Vorsitzender des Gemeinde- und Städtebunds Rheinland-Pfalz.
Siegfried Schuch, Vorsitzender des NABU Rheinland-Pfalz, sieht eine große Verantwortung der Landwirtschaft für den Erhalt der Kulturlandschaft. Der Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten sei durch eine naturverträgliche Nutzung über Jahrhunderte erst entstanden, durch die Nutzungsintensivierung in den letzten 50 Jahren aber zunehmend gefährdet. So stünden heute z.B. 75% der Feldvogelarten auf der Roten Liste. Hier könne die Stiftung zu einem Interessensausgleich beitragen. Mit einer naturverträglichen Nutzung sei der Landwirt ein wichtiger Partner im Naturschutz, dessen Engagement von der Gesellschaft auch belohnt werden müsse.
Rudolf Schneichel, designierter Vorsitzender der Stiftung, kündigte an, die Stiftung werde den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Konsensfindung zwischen landwirtschaftlichen Flächennutzern und naturschutzfachlichen Vorgaben legen. Nachdem sich auf Seiten des Naturschutzes die Erkenntnis durchgesetzt habe, dass nachhaltige und tragfähige Erhaltungskonzepte nur bei Einbeziehung der Landbewirtschafter realistisch sind, sei der Weg frei für eine praktikable und konfliktfreie Raumplanung.
Sitz der Stiftung ist Bad Kreuznach. Die Geschäftsführung wird durch die Landwirtschaftskammer, vertreten durch Herrn Dieter Feldner, ausgeübt, der Ansprechpartner in allen die Stiftung betreffenden Fragen ist. Tel. 0671 - 793 1213, Fax 0671 - 793 1199, e-mail dieter.feldner@lwk-rlp.de.
Pressemitteilung des Gemeinde- und Städtebundes RP, der Landwirtschaftskammer RP, des Bauern- und Winzerverbandes RP und des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau vom 05. Dezember 2006