In der Region Hartberg werden der Studie zufolge rund 53 Prozent des Heizenergieverbrauchs durch fossile Energieträger gedeckt werden (der Großteil davon durch Heizöl) und 47 Prozent durch feste Biomasse. Obwohl der Anteil der Bioenergienutzung somit etwas geringer ist, führe sie zu deutlich positiveren Effekten in der Region. Die direkte regionale Wertschöpfung aus Wartung und Betrieb inkl. Brennstoffbereitstellung der biogenen Anlagen liege bei 3,8 Mio. € pro Jahr, jene aus Wartung und Betrieb der fossilen Anlagen hingegen nur bei 0,5 Mio. €.
Pro Biomassekessel bzw. Nahwärmeanschluss könne somit eine um rund 1.000 € pro Jahr bzw. um das 6-fach höhere direkte regionale Wertschöpfung generiert werden als durch Wartung und Betrieb von fossil beschickten Kesseln.
Der Geldabfluss aus der Region beträgt 0,9 Mio. € durch biogene Energieträger, im Vergleich zu 7,2 Mio. € durch fossile. Auch bei der Schaffung von Arbeitsplätzen ist der Unterschied gravierend: 31 regionale Vollzeitäquivalente werden durch das biogene System gesichert, 4,2 durch das fossile. Vorteilhaft ist der Einsatz von Biomasse zudem aus Klimaschutzsicht: Die CO2-Emissionen der Region durch Bioenergie liegen bei 800 Tonnen im Jahr – durch fossile bei 31.100 Tonnen jährlich.
„Der größte Unterschied zwischen Bioenergien und fossilen Energieträgern liegt in der heimischen Wertschöpfungs- und Beschäftigungskette, die von der Waldpflege über den Holztransport, die Produktion von Scheitholz und Hackgut bis vor den Ofen oder Heizkessel regional beschäftigungs- und wertschöpfungswirksam ist“, sagte Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. Um ein Terajoule (TJ) Holz (das entspricht ungefähr 114 Festmetereinheiten) vom Wald über verschiedene Zwischenschritte und ein Nahwärmesystem letztlich als Wärme bis zum Kunden zu bringen, sind ungefähr 168 regionale Arbeitsstunden notwendig. Die Arbeitsstunden variieren je nach Heizsystem und nach der Art der dafür erforderlichen Brennstoffbereitstellung. Für ein TJ Brennholz, das in einem Scheitholzkessel verbrannt wird, sind 143 direkte regionale Arbeitsstunden notwendig. Der Betreiber einer Ölheizung sichert hingegen etwa 21 direkte regionale Arbeitskräftestunden pro TJ, „Gasheizer“ in etwa zehn.
Die Klima- und Energie-Modellregion Hartberg sei ein gutes Referenzbeispiel für viele andere Regionen in Österreich. „Die Annahmen für die Berechnung der Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte wurden so gewählt, dass sie gut übertragbar sind. Die gewonnen Erkenntnisse aus dem vorliegenden Projekt sollten Entscheidungsträgern in anderen Regionen eine Entscheidungshilfe hin zu mehr Investitionen in heimische erneuerbare Energien liefern“, regt Christoph Wolfsegger, Programm und Research Manager beim Klima- und Energiefonds, an.
Es wurde auch durchgerechnet, wie die Situation bei einer fiktiven 100-prozentigen Versorgung der Region Hartberg mit erneuerbarer Wärme aus Biomasse aussehen würde. Für die Wartung und den Betrieb der neuen und der bestehenden Heizungsanlagen beliefe sich die direkte regionale Wertschöpfung in der Region Hartberg auf 6,5 Mio. € jährlich. Würden alle diese Kessel einmal pro Jahr gewartet und mit Brennstoff beliefert, so würden dadurch 61 direkte regionale Arbeitsplätze gesichert. Der jährliche Geldabfluss aus der Klima- und Energie-Modellregion Hartberg durch Wartung und Betrieb würde sich von 8,1 Mio. € im Szenario „Status quo“ auf 1,6 Mio. € verringern, die CO2-Emissonen der Region infolge der Wärmebereitstellung von aktuell ca. 32.000 auf 1.600 Tonnen im Jahr sinken.
Auf der anderen Seite würde die Wärmeversorgung aus 100 Prozent fossilen Energieträgern eine jährliche direkte regionale Wertschöpfung in Höhe von etwas mehr als 1,1 Mio. € generieren. Nur 8,5 direkte regionale Arbeitsplätze würden gesichert werden. In beiden Fällen sind die Einmaleffekte, die aus der Installation der Heizanlagen resultieren, bereits abgezogen.
Nach Ansicht des Österreichischen Biomasse-Verbandes zeigt die Studie eindeutig auf, dass die Bioenergie ein Teil der Lösung für zahlreiche Probleme ist: Schaffung regionaler Wertschöpfung und Beschäftigung, Stärkung regionaler Kaufkraft, Erhöhung der Versorgungssicherheit und Vermeidung von Treibhausgasemissionen. „Mehr als die Hälfte unseres Energiebedarfs können wir bis 2030 mit erneuerbaren Energien decken – 50 Prozent davon mit Bioenergie“, sagte Plank. Das Potenzial dafür sei in Österreich vorhanden, denn der heimische Holzvorrat sei seit den 80iger-Jahren um 40 Prozent angewachsen. Stoffliche und energetische Nutzung seien dabei kein Gegensatz, sondern fänden parallel statt.