Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie zu aktuellen Erfolgsmodellen für Energieunternehmen, die das „Büro F - New Energy Markets“ im Vorfeld der Fachkonferenz „16. Forum Solarpraxis – Wege in die neue Energiewelt“ Ende November in Berlin veröffentlicht hat.
Für die Studie wurden 42 Manager von Forschungsinstituten, Energietechnik-Herstellern, Energieversorgern, staatlichen Institutionen, Beratungsunternehmen und Verbänden befragt. Die neuen Geschäftsmodelle knüpfen den Angaben zufolge an den gewohnten Aufgaben von EVU an. Andererseits können die Unternehmen durch digitale Lösungen und Speichertechnologien weitere Geschäftsbereiche für sich erschließen und bekannte neu kombinieren.
Die Vermarktung von Strom aus erneuerbaren Energien wurde von 47 Prozent der Befragten als eines der interessantesten neuen Geschäftsmodelle genannt, das Lastmanagement von 44 Prozent und Finanzierungslösungen von 28 Prozent. Dabei wurden die Antwortmöglichkeiten nicht vorgegeben und es waren Mehrfachnennungen möglich.
„Die erneuerbare Energieproduktion war das Energie-Eldorado der vergangenen Jahre. Die neuen Potenziale liegen in der besseren Koordinierung von Erzeugung und Verbrauch“, sagt Stephan Franz, Gründer des Büro F und Autor der Studie. Die technischen Lösungen ständen aus Sicht der Befragten längst bereit. Diese Meinung teilten die Vertreter der erneuerbaren Energiewirtschaft mit den Managern aus klassischen EVU.
Die wichtigsten technischen Lösungen, die sich in den kommenden fünf Jahren endgültig durchsetzen werden, liegen nach Meinung von 97 Prozent der Experten im Bereich der Speicher und nach 87 Prozent in der Digitalisierung. Erst diese Technologien ermöglichen es den Energieversorgern, ihrer neuen Rolle als Poolmanager gerecht zu werden. Ihre Aufgabengebiete bewegen sich dabei zwischen der Aggregation der Stromerzeugung und des Stromverbrauchs sowie der Vermarktung von Energie.
Bei der Aggregation kombiniert der Poolmanager die Energieerzeugung aus verschiedenen Quellen mit dezentralen Home- und Großspeichern in virtuellen Kraftwerken. Parallel bündelt und steuert er flexible Verbraucher vor allem in Gewerbe und Industrie. Im Rahmen der Vermarktung verkauft der Poolmanager den aggregierten Strom über Abnahmeverträge und über Börsen. Zusätzlich kann er die gebündelten Kapazitäten dezentraler Energieerzeuger und Speicher an den Märkten für Regelleistung vermarkten.
Im Bereich der Finanzierung entstehen der Studie zufolge in Kooperation mit Partnern neue Angebote für Investoren und „Prosumer“, so etwa durch das Pooling von Kapital über Crowd Funding oder über Genossenschaften.
Ein weiteres Geschäftsfeld ist der Verkauf von Anlagen an Prosumer, z.B. in kompletten Produkt- und Dienstleistungspaketen, die die Finanzierung und die Vermarktung überschüssigen Stroms beinhalten. Die vielversprechenden Direktstromprodukte, so zum Beispiel Regionalstrom oder Mieterstrom, benötigten allerdings passende politische Rahmenbedingungen, um sich durchzusetzen, heißt es weiter. Hier liegt aus Sicht der Solarpraxis Neue Energiewelt AG, des Veranstalters der Konferenz, ein großes Defizit:
Neue Modelle, bei denen Bürger und Unternehmen Grünstrom direkt vom Erzeuger kaufen können, förderten nicht nur Investitionen, sondern auch die Akzeptanz der Energiewende. „Die jüngste Ablehnung des Grünstrommarktmodells durch das Bundeswirtschaftsministerium zeigt jedoch erneut, dass die Bundesregierung dieses enorme Potenzial unterschätzt“, so Karl-Heinz Remmers, Vorstand der Solarpraxis Neue Energiewelt AG. Es sei „höchste Zeit“ für entsprechende politische Weichenstellungen, damit die Stromverbraucher „nicht länger von den Vorteilen der Energiewende abgekoppelt bleiben."