Wie das Unternehmen Anfang Juli mitgeteilt hat, verfügt der Ende vergangenen Jahres fertig gestellte Neubau, der das Innenministerium sowie Teile des Landwirtschafts- sowie des Umweltministeriums beherbergt, nun über eine Wärme- und Kälteversorgung aus dem Abwasserkanal (EUWID 20/2011), die derzeit vom Betreiber des Gebäudes eingefahren und optimiert werde. Eigentümer des Hauses ist die Baden-Württemberg Stiftung GmbH, von der das Land das Haus angemietet hat. Die Gesamtbaukosten betragen nach Angaben des baden-württembergischen Finanzministeriums 65 Millionen Euro.
Mit dem Heiz- und Kühlkonzept nach dem ThermWin-Verfahren (EUWID 32/2010) wird das städtische Abwasser des vor dem Gebäude gelegenen Nesenbachkanals energetisch genutzt. Der Nesenbachkanal, einer der wichtigsten Hauptsammler in Stuttgart, besitzt den Angaben zufolge bei Trockenwetter einen Abfluss von über 170 Liter pro Sekunde, der im Regenwetterfall schlagartig auf mehrere Kubikmeter pro Sekunde anwachsen könne.
In der Heizperiode werden dem Abwasser den Angaben zufolge bis zu 420 Kilowatt thermische Energie entzogen und durch Einsatz von Wärmepumpen circa 530 Kilowatt dem Gebäude zugeführt. Für Spitzenlastzeiten werde ein Fernwärmeanschluss bereitgehalten. Aus den günstigen Primärenergiefaktoren der Fernwärme und der hochwirksamen Abwasserwärmenutzung könne der Primärenergieaufwand für Heizzwecke auf unter 30 Kilowattstunden pro Quadratmeter pro Jahr gesenkt werden. Dies entspreche einem Energiebedarf von drei Litern Heizöl pro Jahr und Quadratmeter. Zur Verteilung der Heizenergie wird im Gebäude ein Niedertemperaturheizsystem eingesetzt, indem zur Abdeckung der Heizgrundlast die Wärme über eine Betonkernaktivierung in die Büros eingebracht wird, heißt es weiter. Dafür werden Betondecken und -böden durch eingelassene wasserführende Rohrleitungen als Wärme- oder Kältespeicher genutzt.
Die Betonkernaktivierung werde in den Sommermonaten auch zur Kühlung der Büros eingesetzt. Dem Gebäude werden dabei dem Unternehmen zufolge maximal circa 600 Kilowatt Wärme entzogen und mit den vorhandenen Wärmepumpen 730 Kilowatt an das Abwasser abgegeben. Aufgrund der großen wirksamen Flächen könne mit geringen Temperaturdifferenzen ein angenehmes Raumklima auch an heißen Sommertagen erreicht werden.