„Notwendige Lebensdauer der öffentlichen Kanäle in Deutschland beträgt 248 Jahre“


In seinem Vortrag zum Werterhalt und zur Zukunftsfähigkeit der wasserwirtschaftlichen Infrastruktur in Deutschland verwies Pinnekamp darauf, dass mit 36 Prozent der Großteil des öffentlichen Kanalnetzes zwischen 26 und 50 Jahre alt ist. 13 Prozent der Kanäle in Deutschland seien sogar 51 bis 75 Jahre alt. „Wir schieben einen Investitionsstau vor uns her“, sagte Pinnekamp. „Acht Prozent der Kanäle haben einen kurzfristigen Sanierungsbedarf, neun Prozent mittelfristig und knapp 20 Prozent sind langfristig sanierungsbedürftig.“

In die öffentliche Abwasserbeseitigung wurden in der Vergangenheit jedes Jahr aber nur rund vier Milliarden Euro investiert, so der Wissenschaftler weiter. Um eine Aussage über den Werterhalt der öffentlichen Kanalnetze und Kläranlagen treffen zu können, stellte Pinnekamp in seinem Vortrag den Wert der Anlagen den jährlichen Investitionen gegenüber. Er berief sich dabei unter anderem auf eine von der DWA durchgeführten Umfrage aus dem Jahr 2009, wonach sich der Wert des Kanalnetzes in Deutschland auf rund 687 Milliarden Euro beläuft. Würde man demzufolge dem öffentlichen Kanalnetz einen Wert von rund 687 Milliarden Euro zugrunde legen und der Wert der Kläranlagen sich nach Pinnekamps Schätzung auf rund 250 Milliarden Euro beläuft, ergibt sich laut Pinnekamp eine Investitionsquote von insgesamt 0,427 Prozent. „Das heißt also, wenn eine Anlage 100 Jahre halten soll, müssen wir grob geschätzt ein Prozent pro Jahr investieren, um den Werterhalt aufzuhalten. Das tun wir aber nicht, wir investieren weniger.“ Stattdessen beträgt bei der gegenwärtigen Investitionsquote die notwendige Lebensdauer der Abwasser- und Ableitungssysteme in Deutschland 248 Jahre und die der Kläranlagen 203 Jahre, so Pinnekamps Fazit.