Das sind die Kernergebnisse des Forschungsprojekts Askuris (Anthropogene Spurenstoffe und Krankheitserreger im urbanen Wasserkreislauf: Bewertung, Barrieren und Risikokommunikation), das die TU Berlin und die Berliner Wasserbetriebe (BWB) sowie weitere Partner gemeinsam durchgeführt haben. Das teilten die BWB mit, die Verfahren zur Spurenstoffentfernung unter anderem in der Oberflächenwasseraufbereitungsanlage Tegel erproben. Askuris wird durch das Bundesforschungsministerium gefördert.
Modernste Analytik könne immer geringere Konzentrationen im Nanobereich nachweisen. Selbst die modernste biologische Abwasserbehandlung sei nämlich nicht in der Lage, alle Spurenstoffe vollständig aus dem Wasser zu entfernen, betonten die BWB. So gelangen verschiedene Stoffe, darunter Arzneimittel und deren Rückstände, in die Umwelt. In den Gewässern würden diese Stoffe weiter verdünnt und oft auch abgebaut. Dennoch erreichten vereinzelt Verbindungen wie etwa der künstliche Süßstoff Acesulfam oder das in Geschirrspülmittel eingesetzte Benzotriazol die Brunnen der Trinkwassergewinnung.
Die Praxistests hätten gezeigt, dass ein Großteil der widerstandsfähigsten Substanzen mit Aktivkohle entweder in der Kläranlage oder bei der Behandlung von See- oder Flusswasser oder aber bei der Trinkwasseraufbereitung vollständig aus dem Wasser entfernt werden könne. Je nach Wasserzusammensetzung variierten die Einsatzmengen von Aktivkohle und somit die Kosten und die indirekten Auswirkungen auf die Umwelt. Eine Umwandlung von Arzneimittelrückständen durch Ozon in unbedenkliche Abbauprodukte und deren anschließende biologische Entfernung sei eine weitere Möglichkeit der vorsorgenden Spurenstoffentfernung. Die Askuris-Ergebnisse böten eine neue Entscheidungsmatrix, die jedem zu entfernenden Stoff ein Verfahren mit Technik, Kohle-, Ozon- und Energieeinsatz sowie finanziellen Kosten zuordnet, erklärten die BWB.
Die Wissenschaft hat noch keine schädigenden Wirkungen von Spurenstoffen auf den Menschen belegt. Deshalb gibt es für diese auch keine verbindlichen Grenzwerte in der Trinkwasserverordnung. Gleichwohl gelte in der deutschen Wasserwirtschaft das Minimierungsgebot, unterstrichen die BWB. Die Entscheidung für eine Investition in Verfahren zur Spurenstoffentfernung setze eine gesellschaftliche Übereinkunft über Relevanzen und Ziele sowie die Mitwirkung der Pharmabranche, der Medizin und der Bürger voraus, sagte der Vorstandsvorsitzende der BWB, Jörg Simon. „Denn auch zusätzliche Aufbereitungstechnik in der Wasserwirtschaft wird in keinem Fall jeden möglichen Spurenstoff entfernen können“, betonte er.
„Wir möchten dauerhaft bei der chemiefreien, naturnahen Trinkwasseraufbereitung bleiben.“ Daher müssten bei der Zulassung, Anwendung und Entsorgung von Medikamenten und Chemikalien deren Folgen für den Wasserkreislauf stärker berücksichtigt werden, forderte Simon. Andernfalls sei die Tilgung dieser Stoffe aus dem Wasser entweder nicht oder nur mit sehr hohem Zusatzaufwand an Energie und Ressourcen möglich.
Askuris ist nach Angaben der BWB eines von bundesweit zwölf Forschungsprojekten im Rahmen der Fördermaßnahme RiSKWa (Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf), die der Bund mit insgesamt etwa 30 Millionen Euro unterstützt und die im Frühjahr 2015 abgeschlossen werden sollen. Kooperationspartner der BWB bei Askuris sind die TU Berlin, das Umweltbundesamt, der Zweckverband Landeswasserversorgung Stuttgart, das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung Leipzig und das Kompetenzzentrum Wasser Berlin.