Nicht nur für Bad Abbach, sondern für die gesamte Wasserwirtschaft sei das Projekt wichtig, da es künftige Umbauten und Ertüchtigungen kleinerer Kläranlagen beeinflussen könne, begründete Geschäftsführerin Claudia Reusch die ökonomische, ökologische und soziale Leuchtturmwirkung des Projekts.
Die Anlage sei bereits erfolgreich in Betrieb genommen worden und arbeite wirtschaftlich. „Durch die innovative Übertragung von Technologien aus anderen Umwelttechnologiebereichen konnten neue Anwendungen geschaffen und eine deutliche Reduktion der Energiekosten erreicht werden“, so Reusch. Bad Abbach habe gezeigt, dass Sanierungen kein notwendiges Übel sein müssten, sondern eine Chance seien, künftig Kosten zu sparen und zusätzlich für die Umwelt und die Gemeinde etwas Positives zu tun.
Ausgangslage für das Projekt war eine Erweiterung der Kläranlage von 10.000 Einwohnerwerten (EW) auf 16.000 EW, heißt es in der Projektbeschreibung des Umweltclusters. Die Klärschlammbehandlung erfolgte bislang auf Basis eines energieintensiven aeroben, simultanen Verfahrens. Nach dem Entschluss der Gemeinde, auf eine anaerobe Klärschlammbehandlung umzusteigen, wurden ein Vorklärbecken für den Primärschlamm neu gebaut sowie ein Maschinenhaus für das Schlammpumpwerk, das Gebläse, die Gasverstromung und die Schlammentwässerung neu errichtet.
Herzstück der Maßnahme war laut Umweltcluster der Neubau eines Faulbehälters in kostengünstiger Stahlbauweise auf einer Stahlbeton-Bodenplatte. Dabei seien kostengünstige Komponenten aus dem Biogasbereich für den Einsatz auf Kläranlagen adaptiert worden. Auf diese Weise werde die seit mehr als 100 Jahren für größere Anlagen eingesetzte Faulbehältertechnologie nun auch für kleinere Anlagen wirtschaftlich interessant.
Der Behälter sei gedämmt und mit der Steuerung der Gesamtanlage abgestimmt, erklärte der Umweltcluster. Durch Verstromung des anfallenden Klärgases lasse sich der Energiebedarf der Kläranlage bis zu 60 Prozent decken. Den Angaben zufolge reduzierten sich die zuzukaufenden Strommengen von 365 Megawattstunden auf 125 Megawattstunden pro Jahr. Zusätzlich wurden der Kohlendioxid-Ausstoß um 148 Tonnen pro Jahr reduziert und weitere Treibhausgasemissionen durch Methan oder Lachgas aufgrund der stationären Schlammentwässerung signifikant verringert.
Das bayerische Umweltministerium hat die Sanierungsmaßnahme im Rahmen des Pilotprojekts „Kläranlage der Zukunft“ mit 50 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten gefördert. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch die ATM Abwassertechnik und die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf im Auftrag des Bayerischen Landesamts für Umwelt. Die Erkenntnisse sollen auf andere kleinere Kläranlagen übertragen werden.