Dafür sollen Landesmittel bereitgestellt werden, sagte Hans Neifer vom baden-württembergischen Umweltministerium auf dem 85. Siedlungswasserwirtschaftlichen Kolloquium des Forschungs- und Entwicklungsinstituts für Industrie- und Siedlungswasserwirtschaft sowie Abfallwirtschaft (ISWA) der Universität Stuttgart. Insgesamt sind im Land noch rund 75.000 Einwohner ohne Anschluss an eine kommunale Kläranlage. Durch Fördergelder soll zudem erreicht werden, dass Klärwerke weniger Energie verbrauchen und verstärkt selbst Energie aus Abwasser produzieren. Die Zahl der Kläranlagen mit Klärgasgewinnung zur Stromerzeugung sei von 1980 mit 21 Anlagen über das Jahr 2000 mit 146 auf 218 Anlagen – von über 1.100 - im Jahr 2012 gestiegen. Ausgaben für die Energieoptimierung von Kläranlagen, einschließlich der Wärmerückgewinnung aus Abwasser oder Wasser werden in dem Bundesland Neifer zufolge unabhängig von der Höhe des effektiven Wasser- und Abwasserentgeltes, das sich aus den tatsächlichen Gebühren errechnet, mit 50 Prozent gefördert.
Das theoretische Potenzial der Nutzung von Abwasserwärme zum Heizen oder Kühlen größerer Gebäude und Wohnsiedlungen kann Neifer zufolge auf zehn Prozent aller Gebäude geschätzt werden. Mit Hilfe des baden-württembergischen Initialisierungsprogramms, das unter anderem die kostenlose Beratung interessierter Kommunen beinhaltet, seien über 30 Studien gestartet und einige Anlagen bereits realisiert worden. „Mit aktuell acht Anlagen, die bereits in Betrieb oder in Planung sind, kann sich das Land Baden-Württemberg als Spitzenreiter der innovativen Abwasserwärmenutzung in ganz Deutschland bezeichnen“, so Neifer.
Als weiterer Baustein des Energiekonzepts der Landesregierung werde derzeit eine „Energiepotenzialstudie für die kommunalen Kläranlagen in Baden-Württemberg“ erarbeitet. Dabei solle ein Leitfaden erstellt werden, der den Betreibern von Kläranlagen Möglichkeiten zum energieeffizienten Betrieb ihrer Anlage aufzeigen und die damit verbundenen Vorteile deutlich machen solle. Ziel sei dabei die energieoptimierte Kläranlage, während die energieautarke Kläranlage Neifer zufolge eine Vision bleiben dürfte, wenn dieses Ziel allein mit dem im Abwasser vorhandenen Energiepotenzial erreicht werden sollte. Für die öffentliche Wahrnehmung der Abwasserbeseitigung sei es aber trotzdem sinnvoll, durch die Nutzung weiterer Quellen, wie zum Beispiel von Photovoltaikanlagen auf Kläranlagen, die Energiebilanz der Abwasserbehandlungsanlagen auszugleichen. So belegten aktuelle Untersuchungen, dass bei Anlagen mit anaerober Schlammstabilsierung in der Jahresbilanz durchaus eine Wärmeautarkie möglich sei.