Die Laugenversenkung sei wohl außer Kontrolle geraten: Gutachter der Stadt vermuten den Angaben zufolge einen Zusammenhang mit der Verpressung von Salzabwässern durch die K+S Kali GmbH. Das Unternehmen hatte vor kurzem mitgeteilt, dass von der Versenkung von Salzabwasser keine Trinkwassergefährdung ausgehe (EUWID 17/2015). „Im Fall der Stadt Heringen muss eine Versalzung des Trinkwassers nicht mehr befürchtet werden, sie ist vielmehr bereits eingetreten“, sagte Walter Hölzel, der Vorsitzende der Werra-Weser-Anrainerkonferenz.
In den betroffenen Bereichen wird das salzhaltige Grundwasser der Anrainerkonferenz zufolge abgepumpt, um den Grundwasserspiegel zu senken. Trotzdem kommt es nach Berichten des Heringer Bürgermeisters Hans Ries (parteilos) immer wieder zu Salzwasseraustritten. Offenbar seien die Pumpen der K+S Kali GmbH nicht mehr ausreichend, um den Salzwasserspiegel unsichtbar unter der Erdoberfläche zu halten. Das Salzwasser dringe über Hausanschlüsse und undichte Muffen in die Kanalisation ein und führe dort zu Verkrustungen, die nicht beseitigt werden könnten, ohne die Leitungen zu beschädigen. Es bedrohe zudem die Funktion der Kläranlage. Um einen Totalausfall zu vermeiden, habe sich Ries schon gezwungen gesehen, das kommunale Abwasser ungeklärt in die Werra zu leiten. Nach Angaben des Bürgermeisters gelangten täglich bis zu 3.000 Kubikmeter Salzlaugen in die Kanalisation der Stadt.
Laut Ries sind die Missstände, sowohl die Durchtränkung des Bodens mit Salzlaugen als auch der Ausfall von Trinkwassergewinnungsanlagen wegen der Versalzung, den Behörden seit vielen Jahren bekannt. Die hessischen Behörden hätten aber nicht die notwendigen Schritte unternommen, um die Interessen der Stadt zu schützen und das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) zum Schutz des Grundwassers in diesem Fall anzuwenden, kritisierte der Bürgermeister. Das WHG schütze das Grundwasser vor schädlicher Beeinflussung. Seinen Versuch, „die Sache diskreter zu lösen", sehe Ries als gescheitert an. Auch Verhandlungen mit dem Verursacher über Schadenersatz kämen wohl nicht voran.
Der Vier-Phasen-Plan (EUWID 41/2014) der Hessischen Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) sieht vor, die Laugenverpressung bis 2021 weiter zu genehmigen, bis eine zusätzliche Verklappungsstelle für K+S-Abwässer an der Oberweser eingerichtet worden ist. Die "diskrete Behandlung" der K+S Entsorgungsproblematik habe Priska Hinz den Vorwurf der Vertuschung von belastenden Hinweisen auf die Folgen der Laugenverpressung für das Grund- und Trinkwasser eingebracht, heißt es seitens der WWA weiter. Die Anrainerkonferenz verweist darauf, dass das Verwaltungsgericht Kassel in einem Urteil vom 30.03.2015 die Geheimhaltung dieser Unterlagen als rechtswidrig bezeichnet hat. Vor diesem Hintergrund ist es nach Auffassung der Anrainerkonferenz besonders bedenklich, dass das Regierungspräsidium Kassel kürzlich einen Widerruf der Versenkgenehmigung abgelehnt hat. Das jetzt von K+S vorgestellte 3D-Grundwassermodell solle beweisen, dass eine Versalzung des Trinkwassers akut nicht zu befürchten ist.
„Wenn das K+S-Grundwassermodell noch nicht einmal geeignet ist, die Tatsachen zu erkennen, dann wird es auch keine Aussagen über die künftige Entwicklung ermöglichen“, sagte Hölzel. Das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) habe schon 2014 bemängelt, dass das K+S-Grundwassermodell wegen fehlender Kalibrierung unzureichend ist. Auch das jetzt vorgestellte Modell sei nicht kalibriert und damit wertlos.