Untersteller sagte beim 2. Phosphor-Kongress in Stuttgart in der vergangenen Woche, er habe kein Verständnis dafür, warum der Bund bei der aktuellen Novelle der Klärschlammverordnung die Betreiber größerer Kläranlagen erst ab dem Jahr 2029 dazu verpflichten möchte, Phosphor aus dem Klärschlamm zurückzugewinnen. „Wir haben in Offenburg eine große Kläranlage, die zeigt, dass uns schon heute die Technik zur Verfügung steht, den wichtigen Stoff wiederzugewinnen. Warum möchte der Bund hier weitere zwölf Jahre warten und wertvolle Zeit vergeuden?“
Untersteller verwies darauf, dass Deutschland derzeit noch vollkommen abhängig vom Import von Rohphosphaten und den daraus hergestellten Mineraldüngern sei – „und das, obwohl in unseren Abfällen viel nutzbares Phosphor steckt“, so der baden-württembergische Umweltminister. Gleichzeitig belaste der Abbau des Rohstoffes die Umwelt in den wenigen Lieferstaaten in immer größerem Maße. Diese Länder seien darüber hinaus politisch nicht unbedingt als stabil zu bezeichnen und könnten als Lieferanten auch ausfallen. „Wir müssen es daher schaffen, unsere strategische Abhängigkeit von diesen Staaten zu verringern, und die lebenswichtige Ressource Phosphor aus unseren Abfällen zurückgewinnen.“
Ebenso wenig nachvollziehbar seien in diesem Zusammenhang die aktuellen Pläne des Bundes, kleinere Kläranlagen von der Pflicht zur Wiedergewinnung ganz freizustellen und es ihnen zu erlauben, den Klärschlamm auf landwirtschaftlichen Flächen auszubringen. „Die aktuellen Diskussionen um großflächige PFC-Belastungen in Mittel- und Nordbaden oder um Mikrokunststoffe in den Gewässern zeigen, dass wir mit dem Unsinn aufhören müssen, zuerst mit großem Aufwand Schadstoffe aus dem Abwasser zu fischen, nur um sie nachher wieder in die Umwelt freizusetzen“, sagte Untersteller. Ziel müsse es sein, erst den wertvollen Phosphor aus dem Klärschlamm zurückzuholen und anschließend den Klärschlamm vollständig zu verbrennen. Schon heute erreiche Baden-Württemberg eine Verbrennungsquote von 95 Prozent. Damit lande in dem südwestdeutschen Bundesland so wenig Klärschlamm wie nirgendwo sonst in Europa auf den Feldern.
„Wir werden uns auch weiterhin auf Bundesebene für den Aufbau einer möglichst umfassenden Kreislaufwirtschaft sowie der notwendigen Infrastruktur zur Phosphorrückgewinnung einsetzen“, so der Minister. Mit einem umfangreichen Förderprogramm habe Baden-Württemberg den Anfang gemacht. Das Land werde weitere große Recyclinganlagen für Phosphor aufbauen, kündigte Untersteller an.