Die Kläranlage verbrauche nun 20 Prozent weniger Energie, erzeuge über die Hälfte des benötigten Stroms selbst und produziere deutlich weniger Klärschlamm, teilte das IGB in Stuttgart mit. Die Anlage sei Anfang 2016 in Betrieb.
Zur Zeit der Weinernte fällt in Edenkoben deutlich mehr Abwasser an als sonst. Durch die Verarbeitung der Trauben steigt die Abwasserfracht von 7.000 Einwohnerwerten etwa um das 17-Fache auf 120.000 Einwohnerwerte an, erklärte das Institut. Zudem verdreifacht sich der Stromverbrauch. Bislang habe man beim Bau kleinerer Klärwerke auf die aerobe Stabilisierung des Klärschlamms gesetzt. Die dafür notwendige Belüftung verbrauche jedoch viel Energie.
„Der neue Prozess in Edenkoben bietet gleich mehrere Vorteile“, sagte Werner Sternad, Wissenschaftler am Fraunhofer IGB. Zum einen werde Energie gewonnen, statt sie zu verbrauchen. „Zum anderen sinkt die Menge an Schlamm, die kostenintensiv entsorgt werden muss“. Da der Prozess keine energieintensive Belüftung benötige, sinke der Energieverbrauch um 20 Prozent. Der Rest lasse sich zu 50 Prozent und mehr aus Eigenstrom beziehen, der aus dem Faulgas in den beiden Blockheizkraftwerken erzeugt wird. Somit müsse nur noch weniger als die Hälfte der Energie, die das Klärwerk braucht, fremdbezogen werden. Auch bei der Schlammentsorgung lässt sich laut IGB in Edenkoben viel Geld einsparen. Statt wie zuvor jeden Tag Restschlamm zu pressen, bleibe außerhalb der Kampagne so wenig zurück, dass er lediglich zweimal pro Woche gepresst werden müsse.
In Edenkoben haben die Forscher vor allem die Situation des Kampagnebetriebs und damit die stark unterschiedliche Auslastung im Laufe des Jahres berücksichtigt. „Wir haben daher zwei Faulbehälter eingebaut. Diese lassen sich während der Weinlese parallel betreiben, im restlichen Jahr seriell. Somit können wir den Prozess an den Schlammvolumenstrom anpassen und den Schlamm optimal verwerten“, sagte Sternad. Im seriellen Betrieb verwerte die Anlage etwa 40 Kubikmeter Schlamm pro Tag. Während der Weinlese seien es nun erstmalig bis zu 130 Kubikmeter.