Das erklärte Prof. Johannes Pinnekamp vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen während einer Vortragsreihe zum Thema Abwassermanagement auf der Messe Wasser Berlin am letzten Mittwoch.
Die meisten Spurenstoffe in der aquatischen Umwelt stammten aus privaten Haushalten und somit aus kommunalen Kläranlagen, Mikroplastikpartikel in den Gewässern seien vor allem auf Reifenabrieb zurückzuführen. Da es wenige Erkenntnisse zum Verhalten der Plastik-Partikel in Kläranlagen gebe, seien Betreiber von Abwasserentsorgungsanlagen oft zusätzlich belastet. Auch Fasern, die beim Reinigen von Kleidung aus synthetischen Stoffen in der Waschmaschine ausgewaschen werden, seien ein zunehmendes Problem.
Eine Lösungsmöglichkeit für diese Problematik sieht Pinnekamp in der Änderung der Systematik der Abwasserreinigung. Die vorhandenen technischen Möglichkeiten für die 4. Reinigungsstufe – Ozonung, Membrantrennverfahren oder Aktivkohlebehandlung – müssten individuell aufeinander abgestimmt werden, um auf die unterschiedlichen lokalen Begebenheiten eingehen zu können. So könnte der Wirkungsgrad der einzelnen Kläranlagen verbessert werden. Auf die Betreiber kämen hier hohe finanzielle Belastungen zu.
Zu der Systemänderung des Kläranlagenbetriebs gehört laut Pinnekamp auch die Rückgewinnung von Wertstoffen aus dem Abwasser bzw. aus Klärschlamm und Klärschlammasche. Der im Klärschlamm enthaltene Phosphor habe eine hohe wirtschaftliche Bedeutung, da er wichtig für die Nahrungsmittelproduktion sei, und um kein Versorgungsrisiko einzugehen, sei es sinnvoll, den Stoff aus dem Abwasser wiederzugewinnen. Es sei jedoch denkbar, die viel diskutierte Phosphor-Rückgewinnung mit der Gewinnung von Metallen zu kombinieren. Das würde die Wirtschaftlichkeit der teuren P-Rückgewinnung erhöhen, denn im Klärschlamm seien of seltene Erden, wie Wolfram und Lanthan, oder die Edelmetalle Gold und Silber enthalten; deren Wert übersteigt den des Phosphors um ein Vielfaches.