Aus dem Lagebericht geht hervor, dass im Jahr 2015 das Klärschlammaufkommen einschließlich der Zuschlagstoffe bei ca. 96.400 t (Angabe als TS = Trockenmasse) lag. Der größte Teil der Klärschlämme (64.200 t) wird landwirtschaftlich verwertet. Gegenüber den Vorjahren sei die Menge an Klärschlamm, die stofflich verwertet wird, nahezu konstant geblieben. Die thermische Verwertung wird für ca. 32.200 t des Klärschlammaufkommens in Rheinland-Pfalz angewendet. Von der Gesamtmenge der Klärschlämme werden laut Bericht ca. 22.800 t zur Verwertung in andere Bundesländer verbracht.
Auf Grund der eher ländlichen Struktur des Bundeslandes stellen die Kläranlagen der Ausbaugröße bis 10.000 Einwohnerwerten (EW) 77 Prozent der Anlagenanzahl dar, weisen jedoch nur 17 Prozent der Ausbaukapazität auf, so der Bericht. Diese Größenklassenverteilung sei eine Folge der Struktur des Landes Rheinland-Pfalz mit zumeist und einigen wenigen Ballungszentren. Eine Ausbaugröße von 2.000 EW und mehr haben 362 Anlagen. Bezogen auf die Ausbaugröße haben diese Anlagen einen Anteil von rund 97 Prozent. Die größten kommunalen Kläranlagen befinden sich den Angaben des Lageberichts zufolge in Mainz (Ausbaugröße 400.000 EW), Koblenz (Ausbaugröße 320.000 EW) und Kaiserslautern (Ausbaugröße 210.000 EW). Das Abwasser der Stadt Ludwigshafen sowie angrenzender Gemeinden wird in der Kläranlage der Firma BASF behandelt und in den Rhein eingeleitet. Für das Jahr 2016 ergebe sich für alle 672 Anlagen ein Gesamtstickstoffabbau von 84 Prozent sowie für Anlagen ab 2.000 EW ein Gesamtstickstoffabbau von 84 Prozent.
Bei den nicht an kommunale Abwasserbehandlungsanlagen angeschlossenen Einwohnern handele es sich im Wesentlichen um Einwohner in sehr kleinen Gemeinden. Das Abwasser dieser Einwohner werde in geschlossenen Gruben gesammelt und mobil entsorgt oder in Kleinkläranlagen behandelt, bzw. mittelfristig zentralen kommunalen Kläranlagen zugeführt.
Das öffentliche Kanalnetz in Rheinland–Pfalz hatte Ende 20131 eine Länge von etwa 28.200 km, dies ist eine Zunahme gegenüber 2010 um ca. 2 Prozent. Hierbei entfallen 6.200 km auf Schmutzwasser- und 4.800 km auf Regenwasserkanäle. Es ist eine kontinuierliche Zunahme der Schmutzwasserkanäle von 11 Prozent im Jahr 1995 auf 22 Prozent im Jahr 2013 zu verzeichnen, dennoch sind die Kanäle überwiegend als Mischwasserkanäle ausgeführt, so der Lagebericht zur Abwassersituation.
Rund die Hälfte des Kanalnetzes in Rheinland-Pfalz sei älter als 33 Jahre. Dieser Anteil konnte durch Neubau und Sanierung gegenüber 2010 nur um rund 2 Prozent reduziert werden. Weiterhin besteht auf Grundlage der Altersstruktur des öffentlichen Kanalnetzes kontinuierlich ein hoher Sanierungs- bzw. Erneuerungsbedarf.
Der kontinuierliche Ausbau der Kläranlagen habe zu diesem hohen Anschlussgrad an Kläranlagen geführt, erklärte das Umweltministerium. Eine hohe Anschlussdichte trage zusammen mit einer hohen Reinigungsleistung maßgeblich zum Gewässerschutz bei. „Die Flüsse und Bäche in Rheinland-Pfalz, wie etwa Rhein, Lahn oder Nahe, sind in den vergangenen Jahren wieder sauberer geworden. Somit leisten Kläranlagen einen zentralen Beitrag zum Gewässerschutz“, erklärte die Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne). 70 Prozent der Fließgewässer erreichten jedoch noch nicht den von der EU vorgeschriebenen guten Zustand. Daher gebe es noch viel zu tun, so Höfken. Neben weiteren Optimierungsmaßnahmen im Abwasserbereich spiele die Aktion „Blau Plus“ eine zentrale Rolle, um die Qualität von Fließgewässern stetig zu verbessern.
Seit 1985 hätten die Kommunen Investitionen von rund 8,6 Milliarden Euro in die kommunale Abwasserbeseitigung getätigt – alleine innerhalb der vergangenen zwei Jahre förderte das Land dies mit rund 98 Millionen Euro. Der Schwerpunkt beim Ausbau der Kläranlagen habe in den 90er Jahren noch in der Erstausstattung des ländlichen Raumes und in der Nachrüstung der größeren Anlagen, um gezielt Nährstoffe, wie Stickstoff und Phosphor, zu beseitigen, glegen.
Der Prozess zur Fertigstellung der Erstausstattung wurde den Angaben zufolge 2016 abgeschlossen. „Durch die gezielte Umrüstung der Anlagen übertreffen wir heute die Anforderungen der sogenannten Kommunalabwasserrichtlinie“, führte Höfken an. Es gebe aber immer noch viel zu tun: „Gerade in bevölkerungsreichen Regionen müssen wir weiter daran arbeiten, dass noch weniger Rückstände aus dem Abwasser, wie zum Beispiel Phosphat, ins Fließgewässer gelangen“, so die Ministerin. Rheinland-Pfalz unterstützt zum Beispiel zwei Pilotanlagen in Budenheim) und Pirmasens, um Phosphor aus Klärschlamm zurückzugewinnen.
Künftig werde die Landesregierung im Abwasserbereich primär Maßnahmen zur Zielerreichung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), zur Klärschlammbehandlung, zur Förderung der Energieeffizienz sowie zur Eigenenergieerzeugung fördern. „Denn Kläranlagen sind oftmals die größten Energieverbraucher in Kommunen. Daher ist es entscheidend, die Anlagen künftig durch die Erzeugung von Eigenstrom und Energieeinsparmaßnahmen effizient zu betreiben“, sagte die Umweltministerin. Das Land fördere etwa Energieanalysen oder konkrete Umstellungsmaßnahmen in Kläranlagen auf die sogenannte Faulungstechnik zur Erzeugung von Biogas.