Das hat die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) als eines der Ergebnisse ihres jährlich durchgeführten Leistungsvergleichs kommunaler Kläranlagen festgestellt. Bei einigen Anlagen bestehe allerdings noch immer Anpassungsbedarf an den Stand der Technik, teilte die Vereinigung mit.
Die Daten des 29. Leistungsvergleiches wurden über die DWA-Landesverbände und den Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) im Rahmen der gemeinsamen DWA-Arbeitsgruppe BIZ-1.1 Kläranlagen-Nachbarschaften erhoben und ausgewertet, berichtete die DWA. Von den insgesamt 9.307 kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen in Deutschland mit einer Ausbaukapazität von 151,8 Mio. E beteiligten sich 5.558 Kläranlagen mit einer Ausbaukapazität von 137,6 Mio. E am Leistungsvergleich. Die Ergebnisse für das Jahr 2016 könnten bei einer Beteiligung von 90,6 Prozent daher als repräsentativ für Deutschland angesehen werden, schlussfolgert die Vereinigung. Grundlage seien die über 3,6 Mio. Einzelmessungen des Betriebspersonals im Rahmen der Selbstüberwachung, die als Jahresmittelwerte in die Bewertung einflössen.
Die Abbaugrade für Verschmutzungen lägen weitgehend konstant auf einem hohen Niveau, hieß es weiter. So verzeichnet die DWA bei der mittleren CSB-Elimination 95 Prozent, bei der mittleren GesN-Elimination 83 Prozent und bei der mittleren Pges-Elimination 92 Prozent. Regionale Unterschiede zeigten sich vor allem beim spezifischen Abwasseranfall (Abwasseranfall je Einwohnerwert), der aus den jeweils vorwiegend eingesetzten Kanalisationssystemen (Misch- oder Trennverfahren) und den auf den Kläranlagen mitbehandelten Niederschlagsabflüssen sowie einem unterschiedlich hohen Anfall an Fremdwasser resultiere. Bemerkenswert seien im Vergleich zu den Ergebnissen der anderen Landesverbände die höheren N- und P-Eliminationen in den Landesverbänden Nord und Nord-Ost. Diese seien auf die deutlich höheren Konzentrationen im Zulauf zurückzuführen.
Da bei Kläranlagen mit Anschlussgrößen unter 10.000 Einwohnerwerten gesetzlich keine gezielten Maßnahmen zur Phosphorelimination vorgeschrieben sind, haben diese Anlagen einen überproportionalen Anteil an den in die Gewässer eingeleiteten Phosphorfrachten, machte die DWA deutlich. Diese Anlagen hätten einen Anteil von etwa acht Prozent an der Gesamtausbaugröße. Sie seien jedoch an der Phosphorfracht mit etwa 27 Prozent beteiligt. Dies könne speziell bei Gewässern mit geringer Wasserführung problematisch sein, da hierdurch die Anforderungen für die Phosphorkonzentration im Gewässer für den sehr guten ökologischen Zustand gemäß Oberflächengewässerverordnung möglicherweise nicht eingehalten würden.
Am Beispiel Baden-Württembergs mit vorwiegender Abwasserableitung im Mischsystem habe sich gezeigt, dass in der Praxis die meisten Kläranlagen mit Mischwasserzuflüssen beaufschlagt werden, die zum Teil weit über den Empfehlungen liegen, die die DWA in ihrem technischen Regelwerk ausspricht. Dies stelle eine große Herausforderung für den Klärwerksbetrieb dar, betonte die Vereinigung. So könne die Reinigungsleistung zum Beispiel durch Schlammabtrieb aus den Nachklärbecken und ansteigende Ammoniumkonzentrationen im Ablauf beeinträchtigt werden. Wo solche Leistungseinbußen nicht akzeptabel sind, sei die Zufuhr von Mischwasser zur Kläranlage zu vermindern und die Mischwasserbehandlung im Kanalnetz entsprechend anzupassen.
Als weitere Herausforderung für Kläranlagen nennt die DWA die Energieoptimierung sowie das Thema Spurenstoffe. Ziel sei es, ein möglichst hohes Reinigungsniveau mit geringem Primärenergieaufwand zu erreichen. Mittels Energiecheck und Energieanalyse sollte es zukünftig gelingen, den Stromverbrauch für die Abwasserreinigung richtig zu bewerten, unnötigen Mehrverbrauch zu identifizieren und Maßnahmen einzuleiten, um einen energieeffizienteren Betrieb zu erreichen. Ein genereller weiterer Handlungsbedarf auf den Kläranlagen könnte in den kommenden Jahren durch gesetzliche Auflagen zum Bau einer vierten Reinigungsstufe für die Entfernung von Spurenstoffen aus dem Abwasser ausgelöst werden. Derzeit würden auf diesem Gebiet umfangreiche Untersuchungen vorgenommen, so die DWA.