Immer häufiger, vor allem in Neubaugebieten, gebe es unterirdisch zwei separate Kanäle, die Schmutzwasser und Regenwasser getrennt abführen, sagte Andrea Börgermann. Dadurch könne es auch zu Fehleinleitungen kommen. Dabei gelangt Schmutzwasser in den Regenwasserkanal, das dann wiederum unmittelbar in die Gewässer weiterfließt. Die Folge seien hohe ökologische Belastungen durch Abwasserinhaltsstoffe wie Keime und Mikroschadstoffe. Zudem komme es zu unangenehmen Gerüchen und zu Algenwachstum. Und auch Hygieneartikel könnten so in die Gewässer gelangen. Davon könne letztlich auch das Trinkwasser betroffen sein, das in NRW häufig aus Oberflächengewässern entnommen werde.
Allerdings sei es schwierig, Fehleinleitungen im Regenwasserkanal zu finden. Die Wissenschaftler entwickelten eine Methodik mit Glasfaserkabeln. „Dazu muss man wissen, dass die Umgebungsluft im Kanal und das Regenwasser zumeist kühler als Schmutzwasser ist“, sagte der ebenfalls an dem Projekt beteiligte Christian Schmidt. „Glasfaserkabel sind so sensibel, dass sie bei gemessenen Temperaturunterschieden im Kanal das eingebrachte Laserlicht in veränderter Wellenlänge an das Auswertegerät zurückstrahlen.“ Theoretisch sei so ganz genau zu analysieren, an welchen Stellen es wärmer ist im Regenwasserkanal – wo also Schmutzwasser hinzukommt und wo womöglich eine Abwasserleitung eines Haushalts falsch angeschlossen ist. Über die Zahl der mit ihrem Schmutzwasser falsch an die Regenwasserkanäle angeschlossen Haushalte gebe es bundesweit keine Daten, weil die Kommunen die Anschlüsse nicht generell abnehmen und überprüfen, sagte Prof. Helmut Grüning von der FH Münster.
Vor dem Beginn der Messungen in großen Kanälen der Projektstädte Warendorf und Wuppertal müsse das Team aber noch das optimale Kabel finden, das sensibel in der Temperaturdifferenz, gleichzeitig aber auch in der Kanalisation haltbar und robust sein müsse. Außerdem gelte es, eine Methode zu finden, wie man Glasfaserkabel praktisch verlegen kann, ohne dass es zu einem Kabelbruch kommt.