„Die Kombination von Niederschlagswasserbehandlung und Spurenstoffentfernung in einer naturnahen Anlage ist bisher einmalig in Deutschland“, sagte Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz zum Start des neuen Bauabschnitts. Für die Fachwelt habe die Anlage Pilotcharakter. Für die Region sei sie ein bedeutender Baustein zur ökologischen Verbesserung des Wallbachs und des Swistbachs.
Der Retentionsbodenfilter verfügt über eine Filterfläche von rund 5.000 Quadratmetern, teilte der Erftverband mit. Bei starken Niederschlägen könne er zirka 12,3 Millionen Liter mit Schmutzwasser vermischtes Regenwasser zwischenspeichern und später stark gedrosselt in den Wallbach abgeben. „Das Besondere des Rheinbacher Filters besteht darin, dass wir zusätzlich zu der Schicht mit Filtersand auch eine Schicht granulierte Aktivkohle in das Becken einbauen werden“, sagte Norbert Engelhardt, Vorstand des Erftverbands. Das gespeicherte Mischwasser durchströme beide Schichten. „Dadurch werden nicht nur ungelöste und gelöste Schmutzstoffe zurückgehalten, sondern darüber hinaus auch Spurenstoffe wie Arzneimittel-, Pestizid- oder Industriechemikalienrückstände“, sagte Engelhardt.
Großtechnische Umsetzung als nachgeschaltete vierte Reinigungsstufe
Im Rahmen von zwei Forschungsprojekten hat der Erftverband nach eigenen Angaben Retentionsbodenfilter im halbtechnischen Maßstab untersucht und dabei nachgewiesen, dass das Beimischen von Aktivkohle die Spurenstoffelimination auf mehr als 80 Prozent steigert. Dieses Verfahren solle mit dem Retentionsbodenfilter Rheinbach nun großtechnisch umgesetzt werden, indem der verbesserte Bodenfilter bei Trockenwetter als nachgeschaltete vierte Reinigungsstufe für die Kläranlage genutzt wird.
Anders als bei technischen Aktivkohlefiltern beruht die Reinigungsleistung von Retentionsbodenfiltern auf mikrobiologischen Vorgängen, die sich in der Bodenzone abspielen, führte der Erftverband weiter aus. Die Spurenstoffe würden zunächst an der Aktivkohle festgehalten und so aus dem Abwasser entfernt. Langfristig würden sie biologisch abgebaut, so dass sich die Aktivkohle langsamer als in technischen Filtern erschöpfe oder teilweise biologisch regeneriere.
Dem Verband zufolge begannen die Arbeiten am Retentionsbodenfilter Rheinbach im Februar. Sie sollen voraussichtlich bis Dezember 2018 dauern und rund 3,6 Millionen Euro kosten. Für den Bau der Anlage und die begleitende Forschung erhält der Erftverband vom Land Nordrhein-Westfalen eine Förderung von mehr als 60 Prozent.