Ulrike Höfken im EUWID-Interview: „Ich gehe davon aus, dass die P-Rückgewinnung zukünftig wirtschaftlich werden wird.“


EUWID: Frau Ministerin, laut der neuen Förderrichtlinie Wasserwirtschaft für Rheinland-Pfalz sollen „Maßnahmen zur gezielten Schadstoffverminderung“ in Gewässern unterstützt werden. Zum Schutz der Gewässer seien „weitere Anstrengungen im Bereich der Abwasserbehandlung erforderlich“, was ist hier genau gemeint? Welche Maßnahmen sollen hier genau umgesetzt bzw. gefördert werden?

Höfken: Mit unserer neugefassten Förderrichtlinie möchten wir vor allem gezielt finanzielle Anreize für innovative, ressourceneffiziente Vorhaben geben: Etwa für die Verbesserung der Reinigungsleistung von Kläranlagen bei gleichzeitiger Verbesserung der Energieeffizienz und der Eigenenergieerzeugung der Abwasserbeseitigung. Hier haben wir bereits deutliche Erfolge erzielt – etwa bei den  Kläranlagen in Trier und Kaiserslautern. Sie nutzen auch die im Abwasser enthaltene Energie bestmöglich, um in der Jahresbetrachtung energieneutral oder sogar energiepositiv zu sein.

Wir wollen diesen Weg konsequent fortführen. Aber auch im Bereich der Wasserversorgung sollen die Potenziale zur Eigenenergieerzeugung gehoben und die Energieeffizienz verbessert werden. Im Bereich der Schadstoffminimierung  bzw. der Reduktion der Einträge von Nährstoffen sollen die laufenden Initiativen zur Reduktion der Einträge an Phosphor aus Kläranlagen in die Fließgewässer durch neue Förderanreize verstärkt werden. Neu ist auch die Möglichkeit, Studien und Maßnahmen zur gezielten Elimination organischer Spurenstoffe wie zum Beispiel Arzneimittel, Biozide sowie Haushalts- und Industriechemikalien zu fördern.

Mit dem Schutz der kritischen Infrastruktur Wasser und Abwasser wird mit den neuen Förderrichtlinien ein neues Kapitel aufgeschlagen. Hier wird bewusst ein neuer Förderschwerpunkt gebildet, um die kommunalen Maßnahmenträger durch entsprechende Untersuchungen finanziell zu unterstützen. Zentrale Zielsetzung der Förderung ist die Stärkung der Daseinsvorsorge (Trinkwasser, Abwasser, Hochwasser), die Vertretbarkeit der von den Bürgerinnen und Bürger zu zahlenden Entgelte, der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen für den Menschen und der Schutz des Lebensraums für Pflanzen und Tiere. Derzeit wird daher außerdem geprüft, inwieweit Untersuchungen an möglichen Quellen auf resistente Keime sinnvoll und möglich sind.


EUWID: Eine weitere Herausforderung für die Wasserwirtschaft – mit zunehmender Bedeutung – ist die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm. In Rheinland-Pfalz gibt es hierfür zwei Pilotanlagen (in Budenheim und Pirmasens). Gibt es Pläne die Phosphor-Rückgewinnung auszuweiten? Wie schätzen Sie die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen in Zukunft ein?

Höfken: Mit der novellierten Klärschlammverordnung 2017 wurde für alle Kläranlagen, die kommunales Abwasser behandeln, eine Phosphorrückgewinnungspflicht eingeführt. Diese Pflicht greift zwar erst nach einer Übergangszeit von zwölf Jahren für Kläranlagen für mehr als 100.000 Einwohner beziehungsweise in fünfzehn Jahren für Kläranlagen für mehr als 50.000 Einwohner, aber es gilt schon jetzt sich mit dieser Aufgabenstellung zu befassen. Derzeit befindet sich eine Reihe von Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphor in der Entwicklung. Bei einigen sind schon erste Versuchsanlagen im großtechnischen Maßstab ausgeführt. Welche Verfahren schlussendlich tatsächlich zum Einsatz kommen, ist von den Betreibern der Abwasserbehandlungsanlagen zu entscheiden. Die Wirtschaftlichkeit der Phosphorrückgewinnung wird sowohl von den neuen technischen Entwicklungen als auch im wesentlich von der Entwicklung der Rohstoffmärkte abhängen. Ich gehe davon aus, dass die Phosphor-Rückgewinnung zukünftig wirtschaftlich werden wird.


Vielen Dank für das Interview!