Projekt „P-RückSÜD“ untersucht Szenarien einer zukunftsfähigen Klärschlammentsorgung


Ziel sei es, Aussagen darüber zu treffen, wie die Entsorgungssicherheit der Klärschlämme zu vertretbaren Kosten langfristig sichergestellt und die gesetzlichen Anforderungen zur Phosphorrückgewinnung eingehalten werden können, teilte die Hochschule mit. Das Projekt unter der Leitung von Prof. Ulrike Zettl und Prof. Gotthold Balensiefen, beide aus der Fakultät Bauingenieurwesen und Projektmanagement der HBC, werde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Kläranlagenbetreiber in den Regionen hätten die Brisanz der aktuellen Entsorgungslage frühzeitig erkannt und beteiligten sich an dem Forschungsvorhaben.


Bereits heute werden rund 40 Prozent der baden-württembergischen Klärschlämme außerhalb des Bundeslandes thermisch verwertet, erklärte die Hochschule. „Um eine langfristig tragfähige Klärschlammentsorgung sicherzustellen, wäre es zielführend, eine regionale Entsorgungsstruktur aufzubauen“, zitiert die HBC Jürgen Fromm vom Regierungspräsidium Tübingen. „Strengere Grenzwerte zwingen auch immer mehr Betreiber aus anderen Bundesländern, ihre Klärschlämme nicht mehr landwirtschaftlich auszubringen, sondern thermisch zu verwerten“, sagte Zettl. Damit drängten immense Klärschlammmengen auf den Verbrennungsmarkt. Die vorhandenen Verbrennungskapazitäten seien aber bei weitem nicht ausreichend. Der in anderen Bundesländern eingetretene Entsorgungsnotstand wirke sich mittlerweile auch auf Baden-Württemberg aus. So würden bestehende Entsorgungsverträge nicht verlängert. „Bei neuen Ausschreibungen zur Klärschlammentsorgung darf man sich glücklich schätzen, überhaupt ein Angebot zu erhalten – wenn auch zu deutlich höheren Preisen als bisher“, skizzierte die Ingenieurin die aktuelle Situation.


Zettl: Pflicht zur P-Rückgewinnung „technisch anspruchsvoll


Die in der Klärschlammverordnung verankerte Pflicht zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlämmen bezeichnete Zettl als technisch anspruchsvoll. Bislang gebe es noch keine gesicherten Verfahren mit mehrjähriger großtechnischer Erfahrung. „Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass nur wenige Kläranlagenbetreiber durch eine Phosphor-Abreicherung den ab 2029 geltenden gesetzlichen Anforderungen nachkommen können“, so die Professorin. Ein Großteil der beteiligten Kläranlagen werde darauf angewiesen sein, den phosphorhaltigen Klärschlamm thermisch behandeln zu lassen und anschließend den Phosphor aus der Asche zurückzugewinnen, so die Ingenieurin. Hierfür würden neue thermische Behandlungs- und Phosphor-Rückgewinnungsanlagen benötigt. Diese könnten innerhalb der Regionen durch kommunale Betriebe gebaut und betrieben oder aber durch Ausschreiben der Dienstleistung an Drittfirmen zu den dann üblichen Marktpreisen vergeben werden.


In den kommenden Wochen werden an der Hochschule Biberach mehrere Szenarien ausgearbeitet, wie die zukünftige Klärschlammentsorgung einschließlich der Phosphorrückgewinnung gestaltet werden kann, kündigte die HBC an. Dabei würden nicht nur technische Lösungen bewertet, sondern auch genehmigungsrechtliche Aspekte beleuchtet und Wege zur interkommunalen Zusammenarbeit aufgezeigt. Die möglichen Szenarien würden im regelmäßigen Austausch mit den beteiligten Kläranlagenbetreibern und den Behörden entwickelt. Weitere Fördergelder können, so die Professoren, für die Umsetzungsphase beantragt werden. „Die Entscheidungen aber sind auf politischer Ebene zu treffen“, so Zettl.