Das Problem liege in der Länge der Fasern und in den Mitteln, mit denen der Feuchttuch-Stoff behandelt wurde, um reißfest zu sein, teilte der SES mit. Es sei besser, die Tücher im Restmüll zu entsorgen.
Versuche im eigenen Haus hätten gezeigt, dass sich Feuchttücher auf ihrem Weg in die Kläranlage nicht auflösen. Während normales Toilettenpapier innerhalb weniger Minuten in sehr kurze Zellulosefasern zerfalle, die sich auch nicht wieder zusammenfinden, lösten sich Feuchttücher erst nach Stunden und dann höchstens in lange Fasern auf. Auch nach vier Stunden Rühren in einem Becherglas - dies entspricht der längsten Fließzeit von Abwasser in der Stuttgarter Kanalisation während Trockenwetter - waren die Vliestücher noch deutlich zu erkennen (feuchtes Toilettenpapier) oder sogar noch unverändert (feuchtes Kosmetiktuch), lautet das Versuchsergebnis.
Mit etwas Glück schaffen es die meisten Feuchttücher in den Kanal, führte der SES weiter aus. Doch schon am ersten Pumpwerk angelangt, verursachen sie großen Schaden. Durch Zopfbildung der reißfesten Tücher komme es zu Verstopfungen, so dass die Pumpen stehen bleiben. Zudem könnten sich die Tücher mit anderen Fasern oder Hygieneartikeln zusammenfinden und Verstopfungen bilden.
Der Hinweis der Hersteller auf der Packung, die Tücher seien „spülbar“ oder man dürfe „max. X Tücher pro Spülung“ verwenden, entspreche keinen realen Gegebenheiten, unterstreicht die Stadtentwässerung Stuttgart. „Spülbar“ bedeute nicht, dass die Tücher auch pumpbar sind. „Und das müssen sie sein, sonst verstopfen sie die Pumpen in der Kanalisation und den Kläranlagen, Rechenanlagen oder andere Engstellen im Abwassersystem“, so die SES.
Bei einer Verstopfung müssen Mitarbeiter der Stadtentwässerung Stuttgart zur Pumpstation fahren und dort unter Beachtung der Sicherheitsvorkehrungen die Pumpe ausbauen und den Schaden inspizieren, hieß es weiter. Im besten Fall funktioniere die Pumpe nach Entfernen der Verstopfung wieder. Im schlimmsten Fall sei die Pumpe kaputt und müsse für viel Geld ersetzt werden. Auch die Abwasserinstallation im Haus könne durch Feuchttücher verstopfen, was zu Ärger und Kosten führe, betonte die SES.