Frontal21: Pharmaindustrie will sich nicht an Kosten für Spurenstoffelimination beteiligen


Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller habe die Reduzierung von Arzneimittelrückständen als „eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ bezeichnet. Es sei kaum möglich, Wirkstoffe für gut verträgliche Arzneimittel zu entwickeln, die „auch eine optimale Umweltverträglichkeit aufweisen“, heißt es in einem Schreiben des Verbands an das ZDF. Sowohl Umweltverbände als auch die Wasserwirtschaft fordern, dass die Arzneimittelindustrie den Ausbau von Kläranlagen um eine weitere Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination mitfinanzieren solle.


Das ZDF zitiert den Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Martin Weyand, der auf das Verursacherprinzip verweist: „Wir müssen endlich dazu übergehen, dass auch diejenigen, die die Umwelt verschmutzen, auch die Kosten dafür zahlen.“ Geschehe dies nicht, könnten die Abwassergebühren drastisch teurer werden. „Wir rechnen damit, dass sie um 15 bis 20 Prozent steigen“, so Weyand gegenüber „Frontal21“. Paul Kröfges vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) erklärte gegenüber dem Sender, dass die Industrie eine „strikte Verweigerungshaltung“ einnehme. Sie sei weder bereit, umweltverträglichere Ersatzwirkstoffe herzustellen, noch sich an den höheren Kosten zu beteiligen.


Immer mehr Wirkstoffe werden in Gewässern nachgewiesen


Deutschen Umweltbehörden bereiten die Rückstände von Medikamentenresten besonders große Sorgen. Die Mengen seien konstant, aber es würden immer mehr Wirkstoffe gefunden, berichtete beispielsweise das Landesamt für Umwelt (Lanuv) Nordrhein-Westfahlen. Es geht um Schmerzmittel, Röntgenkontrastmittel oder Antibiotika, die Ökosysteme belasten oder das Risiko von Resistenzbildungen bei für Menschen gefährlichen Keimen erhöhen.


Drei Jahre nach dem Start der Spurenstoffstrategie des Bundes ist in Fragen nach der Herstellerverantwortung keine Lösung in Sicht, berichtete „Frontal21“ weiter. Die Wasserwirtschaft und Umweltverbände schlügen vor, Deutschlands große Kläranlagen nachzurüsten. Das könnte verschiedenen Studien zufolge rund 36 Milliarden Euro bis zum Jahr 2045 kosten. Sollten sich Chemie- und Pharmaindustrie nicht freiwillig beteiligen, müsse der Gesetzgeber sie dazu verpflichten, fordern der BUND und der BDEW. Ansonsten würden zusätzliche Belastungen für die Gebührenzahler unvermeidlich.