Die Problematik des demografischen Wandels hat dem Bericht zufolge in Bezug auf Anlagen und Netze für die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung eine finanzielle und eine technisch-qualitative Komponente. Wenn Einwohner, Gewerbebetriebe und Kaufkraft schwinden, geht auch der Wasserverbrauch zurück. Während mit der Trinkwasserabnahmemenge auch die Menge des aufzubereitenden Schmutzwassers sinkt, bleibe die Menge des Grauwassers aus dem Oberflächenabfluss von Dächern und Verkehrswegen gleich, auch wenn in einer Stadt weniger Menschen wohnen. Denn die versiegelte Fläche durch Straßen und Gebäude bleibe zunächst erhalten.
Bereitstellungskosten für Trinkwasser je Einheit steigen
Dies bedeute, dass die Bereitstellungskosten für Trinkwasser je Einheit steigen, da die Fixkosten der bestehenden Anlagen auf hohem Niveau verbleiben. Ebenso erhöhe sich der Aufwand für die Entwässerung je Einwohner. ((Dieses Phänomen wird auch als Remanenzeffekt bezeichnet.)) Der Rückbau von Teilnetzen sei meist nicht parallel zum abnehmenden Bedarf möglich und in vielen Fällen auch nicht rentabel, da die meisten Anlagen aufgrund der langen Nutzungsdauer noch nicht abgeschrieben sind, heißt es in dem Bericht.
Kostenbelastung je Nutzer steigt
Der demografische Wandel wirkt sich dem Bericht zufolge Abwasserinfrastruktur nicht nur in Form insgesamt abnehmender Abwassermengen aus, sondern auch durch die rückläufige Nutzerzahl an Haushalten und Unternehmen. Das derzeit angewandte Kostendeckungsprinzip, bei dem alle anfallenden Kosten auf die Nutzer der Abwasserinfrastrukturen umgelegt werden, habe zur Folge, dass auch bei nahezu stagnierenden Kosten, aber sinkender Nutzerzahl, die Kostenbelastung je Nutzer steige. Insbesondere wenn neue Anlagen etwa in neuen Wohngebieten gebaut und die zusätzliche Abschreibungen aber im Gesamtsystem verrechnet werden, erhöhten sich die Kosten bei insgesamt rückläufiger Bevölkerung für den Endnutzer noch mehr.
Qualitätsprobleme und Störanfälligkeit
Hinzu kommen nach Darstellung der Autoren Qualitätsprobleme und eine Störanfälligkeit der Leitungen bei geringerer Auslastung. Durchflussmengen in den Leitungen und erhöhte Stagnationszeiten in den Versorgungsnetzen können zu einer Beeinträchtigung der Qualität des Leitungswassers führen. Sinkende Abwassermengen und damit verbundene betriebliche Probleme aufgrund von verstärkten Ablagerungen im Kanalnetz und erhöhter Geruchsbildung erfordern zusätzliche Spülungen und verursachen höheren Kostenaufwand. Bei einer verminderten Auslastung der Anlagen zur Abwasserbehandlung, können technische oder betriebliche Anpassungen notwendig werden, die höhere spezifische und einwohnerbezogene Kosten verursachen.