Meteorologen: Risiko von Starkregen wird unterschätzt


„Die Auswertung von Radardaten zeigt, dass wir bei der Bewertung der Naturgefahr Starkregen in einigen Regionen von einer neuen Gefährdungslage ausgehen müssen“, sagten Andreas Becker und Tanja Winterrath aus der Abteilung Hydrometeorologie des Deutschen Wetterdienstes (DWD). In der Konsequenz stellten sich die neuen Karten der Starkregengefährdung bei den kurzen Dauerstufen (eine Stunde) bei einer Wiederkehrzeit von 20 Jahren für weite Landesteile nun ausgeglichener dar.


Auf der 7. Tagung der Meteorologischen Gesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz präsentierten und diskutierten in der vergangenen Woche über 450 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die neuesten Erkenntnisse und Fragen aus allen Bereichen der Meteorologie sowie der Klimaforschung. Bei Starkregenereignissen spiele die Orographie, anders als bisher angenommen, keine so große Rolle mehr, erklärten Becker und Winterrath. „Das ist ein neues und wichtiges Ergebnis, das die Gefährdungseinschätzung für mehrere Regionen deutlich verändert.“


So müsse zum Beispiel in den Landkreisen Norddeutschlands mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit mit Starkregen gerechnet werden als bisher angenommen. Dies sei bedeutend, da die Kapazitäten der Siedlungsentwässerung bei einer Wiederkehrzeit von 20 Jahren bei fast allen Städten und Kommunen bereits ausgeschöpft seien. Gleichzeitig sei die hinreichend genaue und rechtzeitige Vorhersage von Starkregen nach wie vor unbefriedigend. „Wir sind bei der Prävention gegen Starkregen ‚auf Kante genäht‘ und daher ausgesprochen anfällig, wenn es um Anstiege und Änderungen im Zuge des Klimawandels geht“, bemängelten Becker und Winterrath.