Baden-Württemberg: Trockenheit reduziert Abwassermenge in kommunalen Klärwerken


Grund hierfür ist ein deutlich gesunkener Regenwasseranteil, geht aus den Ergebnissen des 45. Leistungsvergleichs der kommunalen Kläranlagen in Baden-Württemberg hervor, die der Landesverband Baden-Württemberg der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) veröffentlicht hat. Insgesamt haben die kommunalen Klärwerke Baden-Württembergs im Jahr 2018 rund 1,449 Mrd. m³ Abwasser behandelt. Ein Jahr zuvor waren es noch 1,545 Mrd. m³ gewesen.


Am 45. Leistungsvergleich haben 905 (Vorjahr: 913) kommunale Kläranlagen teilgenommen. Von 896 Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von 21,4 Mio. Einwohnerwerten (EW) konnten plausible und vollständige Datensätze in die Auswertungen einbezogen werden, heißt es im Ergebnisbericht. Wie in den Vorjahren wird knapp die Hälfte der Ausbaugröße, und zwar fast zehn Mio. EW, von 38 Kläranlagen der Größenklasse 5 (ab 100.000 EW) abgedeckt. Über 9,6 Mio. EW erreichen die 302 Anlagen der Größenklasse 4 (10.001 bis 100.000 EW). 145 Kläranlagen der Größenklasse 3 (5.001 bis 10.000) decken eine Ausbaugröße von gut einer Million EW ab.


Das 2018 in den erfassten kommunalen Kläranlagen in Baden-Württemberg behandelte Abwasser schlüsselt sich auf in 582 Mio. m³ Schmutzwasser, 499 Mio. m³ Regenwasser und 368 Mio. m³ Fremdwasser. Letzteres sei gegenüber der letzten Erhebungsrunde nur leicht angestiegen. Der Fremdwasseranteil ergibt sich damit zu 39 Prozent und liege auf einem niedrigen Niveau wie im Vorjahr. Generell lasse sich wie in den letzten Jahren feststellen, dass mit steigender Größenklasse die spezifische Schmutzwassermenge ansteigt (größerer gewerblicher Einfluss), die spezifische Fremdwassermenge abnimmt (geringere spezifische Kanalnetzlänge) und die mitbehandelte Regenwassermenge spezifisch abnimmt (geringerer Versiegelungsgrad je Einwohner).


Mischwasserabfluss oberhalb des empfohlenen Bereichs


Der DWA-Landesverband Baden-Württemberg weist darauf hin, dass auf vielen Kläranlagen des Landes der wasserrechtlich festgeschriebene Mischwasserabfluss deutlich oberhalb des empfohlenen Bereiches nach ATV-DVWK-A 198 liege. In der Regel komme dies dem Gewässerschutz zugute, da hierdurch die über die Regenüberlaufbecken entlasteten Abflüsse minimiert würden. Allerdings stelle die hohe Mischwasserbeaufschlagung eine große betriebliche Herausforderung für die Kläranlagen dar. Kurzfristige Belastungsspitzen könnten zu erhöhten NH4-N-Ablaufwerten führen. Durch die Verlagerung von Schlamm in die Nachklärbecken nehme die Gefahr von Feststoffabtrieb zu.


Bei den Verschmutzungswerten im Zulauf der Kläranlagen konnte wie im Vorjahr eine große Streubreite ermittelt werden, geht aus dem Bericht weiter hervor. Der Medianwert – der Wert, der von der Hälfte der Anlagen unterschritten wird – liege beim CSB bei 414 mg/L, bei der Nges-Konzentration bei 45,0 mg/L sowie bei der Pges-Konzentration bei 5,9 mg/L. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren 2016 und 2017 seien die Medianwerte im Zulauf für CSB, Nges und Pges leicht angestiegen. Dies sei auf geringere Verdünnungseffekte durch Regenwasser im „extrem trockenen“ Jahr 2018 zurückzuführen.


Medianwerte im Zulauf für CSB, Nges und Pges leicht angestiegen


Hinsichtlich der Kennwerte im Ablauf ist dem Bericht zu entnehmen, dass mehr als 70 Prozent der Größenklassen 2 bis 4 im Jahresmittel CSB-Werte von unter 20 mg/L erreichen. In der Größenklasse 5 trifft dies für die Hälfte der Anlagen zu. Rund 90 Prozent der Kläranlagen der Größenklasse 5 erreichen bereits heute im Jahresmittel sehr niedrige NH4-N-Ablaufkonzentration von unter 1 mg/L NH4-N. In den Größenklassen 3 und 4 liegen rund 90 Prozent der Anlagen unter 1,6 mg/L NH4-N. In der Größenklasse 2 erzielen rund 90 Prozent der Anlagen einen Wert von unter 2,7 mg/L NH4-N, so die DWA.


Die CSB-Abbaugrade liegen laut Bericht bei fast allen Anlagen der Größenklassen 2 bis 5 bei über 90 Prozent. Bei den Kläranlagen der Größenklasse 1 gebe es eine größere Anzahl von Kläranlagen, die einen 90-prozentigen CSB-Abbau nicht erreichen (41 von 175 Anlagen). Allgemein hätten die Kläranlagen der Größenklassen 4 und 5 die Mindestauflage, eine Stickstoffelimination von mindestens 70 Prozent zu überschreiten. Dieses Reinigungsziel könnten rund 13 Prozent der Anlagen der Größenklasse 5 (5 Anlagen) und 22 Prozent der Größenklasse 4 (65 Anlagen) nicht erreichen. Die Pges-Abbaugrade liegen bei nahezu allen Anlagen über 10.000 EW bei über 80 Prozent. Die Anlagen der Größenklasse 5 weisen Pges-Abbaugrade von mehr als 90 Prozent bis zu 99 Prozent auf. Insgesamt verbleibe die Reinigungsleistung für alle Parameter im Jahr 2018 konstant auf hohem Niveau, fasst der Bericht zusammen.


Jahresmittelwerte sollen künftig aus den Tagesfrachten ermittelt werden


Zukünftig sollen die Jahresmittelwerte nicht mehr aus dem arithmetischen Mittel der einzelnen Analyseergebnisse, sondern realitätsnäher aus den Tagesfrachten ermittelt werden, kündigte der DWA-Landesverband an. Für den 45. Leistungsvergleich seien zum zweiten Mal in Folge Daten auch mit der frachtgewichteten Methode erhoben worden. Nach 130 Anlagen in der letzten Runde hätten diesmal 338 Anlagen ihre Daten frachtgewichtet übermittelt.


Der spezifische Stromverbrauch der erfassten Kläranlagen lag den Angaben zufolge im Jahr 2018 bei 33,2 kWh/(E*a). Der gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegene spezifische Stromverbrauch sei auf gesunkene Einwohnerwerte zurückzuführen, die wiederum ein Resultat der größeren Anzahl an frachtgewichteten Datensätzen seien. Auf 254 erfassten Anlagen werde Eigenstrom in Höhe von 200,1 Mio. kWh/a erzeugt. Damit liege die landesweite Eigenversorgung bei rund 39 Prozent. Anlagen mit Co-Vergärung haben einen etwas höheren spezifischen Gasanfall und damit einen etwas höheren Eigenversorgungsgrad, merkt der DWA-Landesverband an.