Paetzel plädiert für enge Koordinierung der Wasserwirtschaft beim Thema Klärschlamm


Die Novellierung der Klärschlammverordnung habe nach Jahren der Unsicherheit einen neuen rechtlichen Rahmen zum Umgang mit Klärschlamm gesetzt, stellte der DWA-Präsident fest. Die größten Kraftanstrengungen bei den nun nötigen Umstellungen erforderten die Einschränkungen bei der bodenbezogenen Verwertung sowie die Vorgaben zur Phosphorrückgewinnung. „Auch wenn Übergangsfristen gewährt wurden, ist für die Branche keine Zeit zu verlieren“, mahnte er.


"Neusortierung von Entsorgungsketten"


„Wir stehen in vielen Fällen vor der Herausforderung, unsere Entsorgungsketten neu zu sortieren, neue Verträge und Kooperationen einzugehen oder gar eigene Verbrennungskapazitäten zu schaffen“, so Paetzel. Auch werde für die Suche nach geeigneten Verfahren zum P-Recycling noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten sein. „Hier brauchen wir auch weiterhin Fördermittel und Unterstützung, damit das geforderte Recycling auch auf technisch und ökonomisch effiziente Weise ermöglicht werden kann“, betonte er.


Paetzel ging in seiner Grußbotschaft auch auf die künftigen Herausforderungen der DWA und der Wasserwirtschaft insgesamt ein. Als große Trends bezeichnete er die Digitalisierung und neue Technologien, den Klimawandel, die Demografie, das Thema Infrastruktur und die Gefährdung der Demokratie.


In den nächsten Jahren werde die Kompetenz der DWA nötig sein, um Fragestellungen zu beantworten, die sich aufdrängen. Als Beispiele nannte er das Ob und Wie der Einführung einer vierten Reinigungsstufe auf Kläranlagen, Standards der Wasserwirtschaft 4.0 und die Positionierung in der Debatte um die Novellierung der Düngeverordnung.


Die Probleme des Klimawandels hängen immer auch mit dem Thema Wasser zusammen, sagte Paetzel. Auch hier sei es Aufgabe der DWA, Antworten mit der Brille der wissenschaftlich-technischen Vernunft zu geben, damit es zu einer schnellen Erarbeitung und praktischen Umsetzung von Gegenmaßnahmen kommt.


Zum Thema Demografie sagte der DWA-Präsident, die DWA müsse „jünger, bunter und weiblicher“ werden. Diversität sei die Grundlage für Offenheit, Neues, Kreativität und Lernfähigkeit. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels werde es nicht mehr ausreichen, bei der Rekrutierung von Haupt- und Ehrenamtlichen in den altbekannten Segmenten des Arbeitsmarkts zu suchen.


„Öffentliche Hand muss deutlich mehr in die Infrastruktur investieren“


Mit Blick auf die Infrastruktur-Debatte sagte Paetzel, die KfW schätze den kumulierten Investitionsstau in Deutschland allein auf kommunaler Ebene auf rund 160 Mrd. Euro. Soll der hohe Standard in der Wissenschaft in der Wasserwirtschaft gesichert werden, müsse die öffentliche Hand künftig deutlich mehr in die Infrastruktur investieren.


„In welcher Gesellschaft wollen wir leben, und wie sollen Entscheidungsprozesse gestaltet werden“, fragte Paetzel hinsichtlich der Fortschreibung der Wasserrahmenrichtlinie und der Diskussion um den Zugang zu sauberem Wasser und eine sichere Entsorgung von Abwasser. „Ich glaube an den zwanglosen Zwang des besseren Arguments, an die Kraft der öffentlichen Deliberation.“ Deshalb bedürfe es einer DWA, die insofern politisch ist, als sie sich nicht wissenschaftlich-technisch einlinig, sondern im gesellschaftlichen Kontext positioniert.