Durch den Reifenabrieb im Straßenverkehr entstünden pro Kopf und Jahr 1,2 Kilogramm Mikroplastik, teilte die Umweltorganisation mit. Das sei fast ein Drittel der Gesamtmenge, die als primäres, kleines Mikroplastik in die Ozeane eingetragen wird, und somit mehr als Mikroplastik aus Kosmetik- oder Abfallprodukten.
Der BUND weist darauf hin, dass das Alfred-Wegener-Institut die höchsten Mikroplastikwerte in Schneeproben an einer Landstraße in Bayern gefunden habe. Hier lag die Konzentration bei 154.000 Partikeln pro Liter. „Nicht nur aus Sicht des Meeres- und Gewässerschutzes ist das besorgniserregend“, sagte Nadja Ziebarth, Mikroplastik-Expertin beim BUND. Es werde schnell deutlich, dass dringend Maßnahmen zur Reduzierung von Reifenabrieb ergriffen werden müssen, betonte sie.
Als Mikroplastik-Hauptverursacher unterliege der motorisierte Straßenverkehr einer besonderen Verantwortung. „Allein durch weniger Individual- und Güterverkehr lässt sich die Menge des Reifenabriebs deutlich reduzieren“, so Ziebarth. Da die Menge an Reifenabrieb in direktem Zusammenhang mit der Anzahl betriebener Kraftfahrzeuge stehe, wirke sich eine Verringerung des Individualverkehrs und des straßengebundenen Güterverkehrs direkt mindernd auf die Menge des Reifenabriebs aus.
Gleiches gilt nach Auffassung von Ziebarth auch für das Gewicht der Kraftfahrzeuge, insbesondere im Bereich der SUV. Diese Fahrzeugkategorie sei ein Hauptverursacher von Mikroplastik im Straßenverkehr, da die Menge an entstehendem Reifenabrieb in einem linearen Zusammenhang zu dem Gewicht des Fahrzeugs stehe. „Von leichteren Autos wird weniger Abrieb produziert, weshalb auf besonders schwere Autos verzichtet werden sollte“, sagte die BUND-Expertin und forderte ein Umdenken in der Flottenpolitik der Autokonzerne.
BUND: Straßenbau und -reinigung muss verbessert werden
Damit Mikroplastik in Folge von Reifenabrieb nicht in Böden und dadurch in den Wasserkreislauf gelangt, muss aus Sicht des BUND der Straßenbau und die Straßenreinigung verbessert werden. „Bereits entstandenes Mikroplastik muss durch Reinigungs- und Filtertechnik so gut es geht abgesammelt werden“, forderte Ziebarth. „Zudem brauchen wir Straßenbeläge, die die Abreibung minimieren oder die Abriebpartikel besser halten oder filtern.“
Eine weitere Umweltschutzmaßnahme sei eine erhöhte Kanalisations- und Kläranlageneffizienz, um zu verhindern, dass Mikroplastik in den Wasserkreislauf gelangt. „Maßnahmen zum Rückhalt der Partikel in Trennwassersystemen und in Kläranlagen müssen deshalb schnellstmöglich durch die Kommunen ergriffen werden“, so Ziebarth. Eine andere Möglichkeit wäre das Abfangen von Partikeln, bevor der Straßenabfluss in die Kanalisation gelangt. „Am wirksamsten ist es doch, Mikroplastikemissionen bereits bei der Ursache zu bekämpfen: Weniger große und schwere Autos, weniger Individual- und Güterverkehr auf der Straße, stattdessen mehr öffentlicher Nahverkehr und mehr Güter auf die Schiene“, fasste Ziebarth zusammen.