Die Kosten für den Retentionsbodenfilter beliefen sich auf etwa 3,6 Mio. Euro, teilte der Erftverband mit. Das Land Nordrhein-Westfalen habe den Bau und die begleitende Forschung zu mehr als 60 Prozent gefördert.
„Der Bodenfilter hält bei starken Niederschlägen nicht nur das Mischwasser aus der Kanalisation zurück. Bei Trockenwetter dient er der Kläranlage Rheinbach darüber hinaus als 4. Reinigungsstufe, die aus dem bereits gereinigten Abwasser zusätzlich Spurenschadstoffe entfernt, z. B. Rückstände von Arzneimitteln, Pestiziden oder Industriechemikalien“, sagte der Verbandsratsvorsitzende des Erftverbandes, Uwe Friedl. Die Anlage sei in dieser Art einmalig in Deutschland und habe Pilotcharakter bei der Elimination von Spurenstoffen und der Diskussion um den Ausbau von Kläranlagen. Ihr Betrieb werde zeigen, ob das Verfahren dauerhaft zur Elimination von Spurenstoffen geeignet ist und damit auch eine wirtschaftliche Alternative zur Nachrüstung von Kläranlagen darstellt, erklärte der Verband.
Den Angaben zufolge verfügt der Bodenfilter über eine Filterfläche von rund 5.000 Quadratmetern und kann zirka 12,3 Mio. Liter Wasser speichern. Nach der Reinigung wird das Wasser stark gedrosselt in den Wallbach abgeben. Das Besondere des Rheinbacher Retentionsbodenfilters bestehe im Aufbau der Filterschicht. Konventionelle Bodenfilter - der Erftverband betreibt nach eigener Darstellung insgesamt 34 Anlagen - verfügen über einen mit Schilf bepflanzten Sandkörper, durch den das bei Starkregen zur Entlastung der Kanalisation zwischengespeicherte Mischwasser gefiltert wird. Dadurch werden ungelöste und gelöste Schmutzstoffe entfernt.
Bodenfilter besteht aus Filtersand und granulierter Aktivkohle
In Rheinbach bestehe der Bodenfilter aus einem Gemisch aus Filtersand und granulierter Aktivkohle. Dadurch erhöhe sich die Filterleistung des Beckens deutlich. Versuchsergebnisse an einem auf der Kläranlage Rheinbach aufgebauten Modellbodenfilter hätten gezeigt, dass das vom Erftverband maßgeblich entwickelte Verfahren Spurenschadstoffe zu mehr als 80 Prozent aus dem gereinigten Abwasser entfernt.
Anders als bei technischen Aktivkohlefiltern beruhe die Reinigungsleistung eines Retentionsbodenfilters wie in Rheinbach auf mikrobiologischen Vorgängen, die sich in der Bodenzone abspielen, hieß es weiter. Der Erftverband geht davon aus, dass die Spurenschadstoffe zunächst an der Aktivkohle festgehalten und so aus dem gereinigten Abwasser entfernt werden. Langfristig würden sie aber im Bodenfilter biologisch abgebaut, so dass sich die Aktivkohle langsamer als in technischen Filtern erschöpfe bzw. teilweise biologisch regeneriere. Ein Austausch der Bodenschicht sei daher zunächst nicht erforderlich.