Berchtesgadener Land startet Forschung zu Corona-Viren im Abwasser


Erstmals in Deutschland würden damit flächendeckend Abwasserproben analysiert, die durch die Korrelation mit angeschlossenen Einwohnerzahlen sowie positiv bestätigten COVID-19 Fällen Aufschluss über das Infektionsgeschehen vor Ort geben sollen.


Derzeit würden an insgesamt zehn Messstellen zwei Mal wöchentlich die Proben entnommen, sodass zeitnah mit den ersten Trends und Bewertungen zu rechnen sei, sagte Landrat Bernhard Kern. Die Entnahmestellen befinden sich den Angaben zufolge an den Zuläufen zu den Kläranlagen in Bad Reichenhall, Bayerisch Gmain, Berchtesgaden, Freilassing, Piding, Saaldorf-Surheim und Teisendorf. Zusätzlich werde an den Zuläufen in Laufen (Abwasserableitung zum Reinhalteverband Salzburg und Umgebung) und in Schönau a. Königssee (Ableitung zur Kläranlage Berchtesgaden) gemessen. Wenn die erste Pilotphase erfolgreich verlaufe, sollten weitere Messstellen im Landkreis folgen.


„Fast gesamte Bevölkerung erfasst“


Am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der Technischen Universität München würden die Abwasserproben von Professor Jörg Drewes analysiert. „Durch diese annähernd flächendeckende Beprobung eines ganzen Landkreises erfassen wir fast die gesamte Bevölkerung und damit auch die Infizierten und können durch die Bestimmung der viralen RNA der Coronaviren den Verlauf des Infektionsgeschehens unmittelbar abschätzen. Damit sind wir deutlich schneller, als auf die offiziellen Ergebnisse der Testungen zu warten“, sagte Drewes. Trotzdem seien die Corona-Tests von Einzelpersonen, insbesondere der PCR-Test im kommunalen Testzentrum oder bei den Hausärzten, weiterhin absolut wichtig und notwendig. Denn das Abwasser-Monitoring könne das Infektionsgeschehen nur für größere Siedlungsbereiche anzeigen.


Finanziell wird das Projekt dem Landratsamt zufolge durch die Berchtesgadener Landesstiftung unterstützt, die 60 Prozent der anfallenden Kosten für die Probenahmen im Abwassersystem übernehme, sowie durch das vom Bundesforschungsministerium geförderte Verbundvorhaben Biomarker CoV2.