Ein Ziel dabei sei es, die Gewässer in den „guten Zustand“ zu bringen, den die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) fordere, so der Minister. Handlungsbedarf sieht Untersteller aber auch im Hinblick auf den Klimawandel: Es gelte, die Entwässerungssysteme auf den Klimawandel und seine Auswirkungen vorzubereiten. Insbesondere die Bewältigung von Starkregenereignissen sei eine der zentralen Aufgaben, denen es sich in Zukunft verstärkt zu widmen gelte, betonte der Umweltminister.
Anschlussgrad von 99 Prozent
Im Hinblick auf den Anschlussgrad heißt es in dem Bericht, dass Ende 2018 lediglich rund 62.000 Einwohner nicht an eine kommunale Kläranlage angeschlossen waren. Der Anschlussgrad an die Kanalisation liege damit nach dem jahrelangen zielgerichteten und zügigen Ausbau der Abwasseranlagen und der öffentlichen Kanalisation bei über 99 Prozent.
Es zeichne sich ab, dass Abwässer von weiteren rund 11.000 Einwohnern in den nächsten Jahren über zentrale Kläranlagen entsorgt werden können. Dauerhaft wird das anfallende Abwasser nach derzeitiger Einschätzung bei etwa 51.000 Einwohnern Baden-Württembergs in dezentralen Abwasseranlagen gesammelt und in vielen Fällen auch gereinigt werden. Davon haben derzeit etwa 35.000 Einwohner eine ordnungsgemäße dezentrale Abwasserbeseitigung. Rund 5.000 Anlagen müssen ertüchtigt oder neu gebaut wer den – dies entspreche etwa 16.000 Einwohnern und somit 0,15 Prozent der Bevölkerung Baden-Württembergs.
Ausbaugrad der Regenwasserbehandlung von 96 Prozent
Mit einem Ausbaugrad der Regenwasserbehandlung von derzeit etwa 96 Prozent ist bereits ein hoher Stand bei der Regenwasserbehandlung erreicht. Neben dem Restausbau gebe es Verbesserungspotenzial gebe es neben dem Restausbau bei der Betriebsweise der Regenwasserbehandlungsanlagen. Ein wichtiger Schritt sei die Erfassung des Entlastungsverhaltens. Derzeit sind hierfür an etwa 3.400 Regenüberlaufbecken Messeinrichtungen vorhanden; in den kommenden Jahren sollten sukzessive alle Regenüberlaufbecken damit ausgerüstet werden.
Ende 2018 wurden dem Bericht zufolge im Land 904 kommunale Kläranlagen betrieben, 20 weniger als 2015. Dies entspricht einer Gesamtausbaugröße von etwa 20,8 Millionen Einwohnerwerten (EW). Mit den Anlagen könne das Abwasser der circa 10,7 Millionen angeschlossenen Einwohner (E) gereinigt werden; zur Behandlung von Gewerbe- und Industrieabwasser bzw. als Reserve stünden circa 10,1 Millionen Einwohnergleichwerte (EGW) zur Verfügung.
Bemühen um Zusammenschluss kleinerer Anlagen
Rund vier Prozent der Kläranlagen Baden-Württembergs haben eine Ausbaugröße von über 100.000 EW; sie reinigen mehr als ein Drittel des anfallenden Abwassers. Circa 50 Prozent des Abwassers werde in den 304 Anlagen mit einer Ausbaugröße zwischen 10.001 EW und 100.000 EW geklärt. Somit würden rund 88 Prozent des im Land anfallenden Abwassers in rund einem Drittel aller Kläranlagen gereinigt. Die restlichen zwölf Prozent würden in 564 kleineren Anlagen mit einer Ausbaugröße von 10.000 EW und weniger gereinigt. Das Umweltministerium sei seit Jahren bemüht, die Zahl der Kläranlagen weiter zu reduzieren, beispielsweise durch Fördermaßnahmen zum Zusammenschluss mehrerer kleinerer Anlagen.
Höhere Leistungsfähigkeit größerer Anlagen
Wie es in dem Bericht weiter heißt, wird die gesamte, den Kläranlagen zugeleitete Stickstofffracht durchschnittlich um circa 78 Prozent, die Phosphorfracht um circa 93 Prozent reduziert. Damit wird der nach der Kommunalabwasserrichtlinie geforderte gebietsbezogene Frachtabbau für Stickstoff und Phosphor von mindestens 75 Prozent eingehalten.
Insbesondere beim Phosphorabbau ist eine deutlich höhere Leistungsfähigkeit größerer Anlagen festzustellen. Bezüglich des Parameters Phosphor hielten alle Anlagen die Mindestanforderungen ein. Beim Parameter Stickstoff hielten sechs Anlagen und bei CSB drei Anlagen die Mindestanforderungen nicht ein, weil sie 2018 ausgebaut wurden, heißt es in dem Bericht. In einem Fall habe es verfahrenstechnische Betriebsstörungen gegeben.
Landesweit seien im ersten Bewirtschaftungszyklus (2009–2015) insgesamt etwa 640 Maßnahmen zur Zielerreichung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) mit Schwerpunkt Abwasser umgesetzt worden – rund 270 davon an kommunalen Kläranlagen und 340 an Regenwasserbehandlungsanlagen; bei den restlichen handelte es sich um konzeptionelle Maßnahmen. Der zweite Bewirtschaftungszyklus (2016– 2021) umfasse insgesamt etwa 590 Maßnahmen – rund ein Drittel davon an kommunalen Kläranlagen und zwei Drittel an Regenwasserbehandlungsanlagen. Die bislang umgesetzten Maßnahmen hätten insbesondere im Neckareinzugsgebiet zu einer Reduktion der jährlichen Phosphoremissionen aus kommunalen Kläranlagen um etwa 300 Tonnen Pges /a gegenüber 2009 geführt.
Defizite bei MuP und Phytoplankton
Die aktuellen Bewertungen – insbesondere bei den Qualitätskomponenten Makrophyten und Phytobenthos (MuP) sowie Phytoplankton (PP) – zeigten dennoch in weiten Landesteilen Defizite auf. Um die gewässerbezogenen Ziele zu erreichen, sind weitere Anstrengungen zur Nährstoffreduktion notwendig. Deshalb bilden die Maßnahmen zur Phosphorreduktion an kommunalen Kläranlagen – neben dem Ausbau und der Optimierung der Regenwasserbehandlung – auch im zweiten Bewirtschaftungszyklus einen Schwerpunkt. Hierzu wurde das Handlungskonzept Abwasser erarbeitet, welches im Maßnahmenprogramm „Punktquellen“ enthalten ist. Demzufolge sind mindestens diese Ablaufkonzentrationen einzuhalten: Für Kläranlagen der Größenklasse 3 0,8 mg/l Pges, für Kläranlagen der Größenklasse 4 und 5 0,5 mg/l Pges und für Filtrationsanlagen bei Kläranlagen der Größenklasse 3 – 5 0,3 mg/l Pges – jweileils im Jahresmittel.
15 Kläranlagen mit Aktivkohleadsorptionsstufe in Betrieb
Im Hinblick auf die gezielte Spurenstoffentfernung heißt es in dem Bericht, dass in Baden-Württemberg insgesamt bereits 15 Kläranlagen mit einer Aktivkohleadsorptionsstufe in Betrieb sind, einschließlich der Anlage im bayerischen Neu-Ulm, die überwiegend baden-württembergisches Abwasser behandelt. Weitere 17 Anlagen seien im Bau oder in Planung.
Wie es in dem Abwasser-Lagebericht des Weiteren hervorgeht, fielen Baden-Württemberg fielen im Jahr 2018 rund 236.000 Tonnen Klärschlamm Trockensubstanz (TS) zur Entsorgung an. Mit 99 Prozent der sei der Hauptentsorgungspfad die energetische Verwertung, die in vier Zementwerken, zwei Klärschlamm-Monoverbrennungsanlagen, einer Klärschlammvergasungsanlage, einem Kohlekraftwerk und einer Papierfabrik stattfinde. Darüber hinaus würden Klärschlämme auch außerhalb von Baden-Württemberg verbrannt. Die Verwendung im Landschaftsbau und in der Landwirtschaft spiele mit jeweils 0,45 Prozent eine untergeordnete Rolle. Der Anteil der energetischen Klärschlammnutzung habe im Vergleich zum Vorjahr (2017: 97 Prozent) erneut gesteigert werden können.
Mit der Veröffentlichung des Berichts folgt das Umweltministerium einer Verpflichtung aus der Kommunalabwasserrichtlinie der Europäischen Union, der zufolge die zuständigen Behörden alle zwei Jahre einen Lagebericht über die Beseitigung von kommunalen Abwässern und Klärschlamm in ihrem Zuständigkeitsbereich veröffentlichen müssen.