Baden-Württemberg: Wieder mehr Abwasser in kommunalen Klärwerken behandelt


In den erfassten Kläranlagen des Landes wurden im Jahr 2019 rund 1,562 Mrd. m³ Abwasser behandelt. Das waren etwa 113 Mio. m³ mehr als in der letzten Erhebungsrunde. Grund hierfür war ein gestiegener Regenwasseranteil.


Am 46. Leistungsvergleich haben 896 kommunale Kläranlagen (Vorjahr: 905) teilgenommen. Von 887 Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von 21,5 Mio. Einwohnerwerten (EW) konnten plausible und vollständige Datensätze in die Auswertungen einbezogen werden, heißt es im Ergebnisbericht. Wie in den Vorjahren wird knapp die Hälfte der Ausbaugröße, und zwar etwas mehr als zehn Mio. EW, von 39 Kläranlagen der Größenklasse 5 (ab 100.000 EW) abgedeckt. Fast 9,7 Mio. EW erreichen die 303 Anlagen der Größenklasse 4 (10.001 bis 100.000 EW). 146 Kläranlagen der Größenklasse 3 (5.001 bis 10.000) decken eine Ausbaugröße von gut einer Million EW ab.


Der mitbehandelte Regenwasserabfluss lag laut Ergebnisbericht bei 602 Mio. m³ und der Schmutzwasserabfluss bei rund 593 Mio. m³. Das Fremdwasser ist mit 367 Mio. m³ gegenüber dem Vorjahr konstant geblieben. Der Fremdwasseranteil ergibt sich damit zu 38 Prozent und liege erneut auf einem niedrigen Niveau wie im Vorjahr. Der DWA-Landesverband hat wie in den vergangenen Jahren festgestellt, dass mit steigender Größenklasse die spezifische Schmutzwassermenge ansteigt (größerer gewerblicher Einfluss), die spezifische Fremdwassermenge abnimmt (geringere spezifische Kanalnetzlänge) und die mitbehandelte Regenwassermenge spezifisch abnimmt (geringerer Versiegelungsgrad je Einwohner).


Verschmutzungswerte im Zulauf leicht gesunken


Bei den Verschmutzungswerten im Zulauf der Kläranlagen sind die Medianwerte für CSB, Nges und Pges im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, geht aus dem Ergebnisbericht weiter hervor. Grund hierfür sei ein höherer Verdünnungsgrad durch Regenwasser gegenüber dem extrem trockenen Jahr 2018. Der Medianwert – der Wert, der von der Hälfte der Anlagen unterschritten wird – liege beim CSB bei 370 mg/L, bei der Nges-Konzentration bei 41,3 mg/L sowie bei der Pges-Konzentration bei 5,3 mg/L.


Hinsichtlich der Kennwerte im Ablauf ist dem Ergebnisbericht zu entnehmen, dass wieder über 70 Prozent der Kläranlagen aus Größenklasse 2 bis 4 im Jahresmittel CSB-Werte von unter 20 mg/L erreichen. In der Größenklasse 5 trifft dies erneut für die Hälfte der Anlagen zu. Auch liege die NH4-N-Ablaufkonzentration bei annähernd 90 Prozent der Kläranlagen der Größenklasse 5 erneut unter 1 mg/L NH4-N. In den Größenklassen 3 und 4 erzielen rund 90 Prozent der Anlagen mittlere Ablaufkonzentrationen von unter 1,5 mg/L NH4-N. In der Größenklasse 2 liegen rund 90 Prozent der Anlagen im Mittel unter 2,2 mg/L NH4-N im Ablauf, so die DWA.


Anlagen mit Filtrationsverfahren haben geringere Pges-Ablaufkonzentration


Ein weiteres Ergebnis der aktuellen Erhebungsrunde ist, dass Anlagen mit Filtrationsverfahren im Jahr 2019 im Mittel eine um 0,10 mg/L geringere Pges-Ablaufkonzentration gegenüber Anlagen ohne Filtrationsverfahren haben. Dies sei auf den vermehrten Rückhalt von abfiltrierbaren Stoffen zurückzuführen. Vom weiteren Reduzierungsbedarf der landesweit eingetragenen Phosphorfrachten aus Punktquellen wären auf Grundlage der ausgewerteten Betriebsdaten 2019 rund 460 baden-württembergische Kläranlagen der Größenklasse 2 bis 5 betroffen.


Die CSB-Abbaugrade liegen laut Bericht bei fast allen Anlagen der Größenklassen 2 bis 5 erneut bei über 90 Prozent. Lediglich bei den Kläranlagen der Größenklasse 1 gebe es eine größere Anzahl von Kläranlagen, die einen 90-prozentigen CSB-Abbau nicht erreichen. In der aktuellen Erhebungsrunde seien es 51 von 173 Anlagen. Auf Basis der ermittelten Abbaugrade erreichen rund 15 Prozent der Anlagen der Größenklasse 5, nämlich sechs Anlagen, und 25 Prozent der Größenklasse 4, das sind 75 Anlagen, nicht das Reinigungsziel einer 70-prozentigen Stickstoffelimination. Jedoch würden die im Leistungsvergleich ermittelten Abbaugrade über das gesamte Jahr bilanziert, merkt der DWA-Landesverband an. Somit seien auch Zeiträume mit Abwassertemperaturen unter 12 °C einbezogen worden.


Die Pges-Abbaugrade liegen bei nahezu allen Anlagen über 10.000 EW bei über 80 Prozent. Der Schwankungsbereich der erreichten Pges-Abbaugrade innerhalb der Größenklassen 1 und 2 sei allerdings deutlich größer als in den anderen Größenklassen, schreibt die DWA.


Daten von 487 Anlagen mit frachtbasierter Methode erhoben


Für den 46. Leistungsvergleich wurden zum dritten Mal in Folge Daten auch mit der frachtbasierten Methode erhoben. Nach 338 Anlagen im Vorjahr hätten bereits 487 Anlagen ihre Daten frachtbasiert übermittelt, berichtet die DWA. Dies entspreche 80 Prozent der insgesamt erfassten Ausbaugröße. Bei den Auswertungen wurden die Ergebnisse der beiden Erhebungsmethoden (arithmetisches Mittel der einzelnen Analyseergebnisse und Tagesfrachten) zusammengefasst betrachtet.


Der spezifische Stromverbrauch der erfassten Kläranlagen belief sich im Jahr 2019 auf 33,3 kWh/(E•a). Der gegenüber dem Vorjahr minimal gestiegene spezifische Stromverbrauch sei auf die gesunkenen Einwohnerwerte zurückzuführen, als Resultat der größeren Anzahl an frachtgewichteten Datensätzen. Auf 267 der erfassten Anlagen werde Eigenstrom in Höhe von 205,9 Mio. kWh/a erzeugt, so der DWA-Landesverband.