Ozonung auf der Kläranlage Aachen-Soers reduziert Spurenstoffe um bis zu 80 Prozent


Bei einer bedarfsgerechten Dosierung von Ozon in der vierten Reinigungsstufe einer Kläranlage lassen sich Spurenstoffe zu über 80 Prozent reduzieren. Das hält der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) als Ergebnis des Forschungsprojekts „DemO3AC“ fest, in dem seit Januar 2018 auf der WVER-Kläranlage Aachen-Soers Spurenstoffe mit Ozon eliminiert werden. Das „Demonstrationsvorhaben Ozonung des Abwassers auf der Kläranlage Aachen-Soers“ sei nun erfolgreich beendet, teilte der Wasserverband mit.

Oberstes Ziel des Projekts sei es gewesen, den Nutzen einer Ozonanlage für die Abwasserreinigung und das Gewässer zu bewerten. Deshalb wurde vor Inbetriebnahme der Ozonanlage der Ist-Zustand im Einleitgewässer Wurm dokumentiert, um in der zweiten Projektphase mögliche Auswirkungen auf die aquatischen Lebenszusammenhänge im Gewässer feststellen zu können, erklärte der WVER. Zudem sollte die Ozonanlage verfahrenstechnisch optimiert werden. Am Forschungsprojekt beteiligt war die RWTH Aachen mit den Bereichen Siedlungswasserwirtschaft, Umweltforschung, Mikrobiologie und Ökosysteme.


Als weiteres Ergebnis des Projekts gab der WVER bekannt, dass Keime wie E.coli bis zu 99,9 Prozent und Enterococci bis zu 100 Prozent reduziert wurden. Eine Anreicherung von antibiotikaresistenten Bakterien durch die Ozonung finde nicht statt. Gleichzeitig werde das Vorkommen von hormonell wirksamen Substanzen im Abwasser durch die Ozonung reduziert. So konnte das östrogene Potenzial zu 100 Prozent eliminiert werden. Eine Bildung von schädlichen Transformationsprodukten sei über die ökotoxikologischen Biotests nicht erkennbar. Zwar werde bei der Ozonierung grundsätzlich Bromat gebildet, auf der Kläranlage Aachen-Soers jedoch in unkritischer Konzentration.


Verbesserter Zustand der Wasserpflanzen


Demgegenüber seien biologische Parameter im Gewässer nur schwer unmittelbar der Kläranlage zuzuordnen, lautet ein weiteres Ergebnis des Projekts. Grund hierfür sei, dass das Gewässer durch diverse Quellen belastet werde. Hierzu zählten eine weitere Kläranlage, Sonderbauwerke, landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie Siedlungs- und Verkehrsflächen. Allerdings habe sich der Zustand der Wasserpflanzen verbessert, seit die Ozonanlage in Betrieb ist. Dies könne wiederum positive Auswirkungen auf Gewässerorganismen haben. Durch eine gesunde Pflanzenwelt im Gewässer würden Turbulenzen im Wasser reduziert, was gut für die kleinsten Lebewesen sei. Zudem entstünden andere Beschattungsverhältnisse, und der Nährstoffrückhalt werde verbessert. Die Artenzusammensetzung der Kleinstlebewesen in der Wurm habe sich bereits verändert, stellt der Wasserverband fest. Einige Individuen der selteneren Arten tauchten nun vermehrt auf.


Zur Untersuchung der Ökotoxizität wurden auch lebende Organismen an der Wurm ausgesetzt, berichtete der WVER weiter. Dies waren unter anderem Bachflohkrebse, Forellen und Zwergdeckelschnecken, deren Fress- und Vermehrungsverhalten beobachtet wurde. Bei Reproduktionstests mit den Schnecken konnten keine Veränderungen durch die Elimination des endokrinen Potenzials im Abwasser festgestellt werden.


Entwicklungen sollen auch zukünftig verfolgt werden


Der Untersuchungszeitraum von etwa zweieinhalb Jahren nach Inbetriebnahme der Ozonanlage war eher kurz, so der Wasserverband. Deshalb sollen die Entwicklungen auch zukünftig verfolgt werden. Für Ende 2022 sei zudem die Inbetriebnahme eines Retentionsbodenfilters geplant, um die Wurm auch vor Abschlägen des Regenüberlaufbeckens in der Soers hydraulisch und stofflich zu schützen.


Die Kosten zur Errichtung der Ozonungsanlage wurden den Angaben zufolge mit 9,1 Mio. Euro durch das nordrhein-westfälische Umweltministerium und die NRW-Bank gefördert. Die Ausgaben für das gesamte Forschungsprojekt DemO3AC erfuhren eine Bezuschussung von 2,6 Mio. Euro. Der Eigenanteil des WVER lag bei 4,55 Mio. Euro.