Materialschutzmittel passieren Kläranlagen zum Teil ohne jegliche Elimination


Zwar liegen die Konzentrationen meist unterhalb der Gewässerqualitätskriterien, heißt es in dem Bericht. Da die Einträge allerdings kontinuierlich erfolgen, könne eine Gewässergefährdung dennoch nicht ausgeschlossen werden. Das Projekt habe gezeigt werden, dass Mischwasserentlastungen eine wichtige Eintragsquelle für Biozide darstellen. Über diesen Pfad gelangten neben den Substanzen, die über den Kläranlagenablauf in die Gewässer eingetragen werden, auch solche, die durch Adsorption am Klärschlamm oder durch mikrobiellen Abbau im Regelfall gut in der Kläranlage eliminiert werden, heißt es in dem Bericht.


Die Einträge könnten dabei so hoch sein, dass die Gewässerqualitätskriterien überschritten werden. Zwar würden viele Biozide durch Adsorption am Klärschlamm in der Kläranlage aus dem zu reinigenden Abwasser entfernt. Durch diesen Rückhalteprozess könne ein Gewässereintrag allerdings nicht ganz unterbunden werden. So werde während der stofflichen Verwertung der Klärschlamm mit den darin enthaltenen Bioziden auf landwirtschaftlich genutzte Böden ausgebracht. Durch Abschwemmung von den Böden könnten die Biozide dann wiederum in die Gewässer gelangen.


26 Desinfektionsmittel, Materialschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel
untersucht


Im Rahmen des Projekts sind den Angaben zufolge insgesamt 26 Biozide der Anwendungsbereiche Desinfektionsmittel, Materialschutz- und Konservierungsmittel sowie Schädlingsbekämpfungsmittel in Ablaufproben von 29 kommunalen Kläranlagen analysiert worden. für die meisten der betrachteten Stoffe ein hoher Anteil an Messwerte oberhalb der BG gefunden. Im Ablauf der 29 kommunalen Kläranlagen seien sechs Biozide nie oberhalb der BG gemessen worden. Mittlere und kläranlagenspezifische Rückhalteleistungen konnten den Angaben zufolge für 16 Stoffe abgeleitet werden. Neben den Kläranlagenabläufen wurden auch zwei Regenklärbecken (RKB) und sechs Regenüberlaufbecken (RÜB) untersucht. Über angepasste Probenahmestrategien wie Langzeitmischproben und Feststoffsammler habe die Variabilität der Befunde deutlich reduziert werden können. Die an fünf Standorten durchgeführten Analysen von Zulauf- und Schlammproben sowie die Analyse von konventionellen Abwasserparametern erhöhten die Auswerte- und Interpretationssicherheit.


Diclosan nur in wenigen Proben oberhalb der BG


Im Hinblick auf die Desinfektionsmittel sei Diclosan im Zulauf der fünf detailliert untersuchten Kläranlagen nur in sehr wenigen Proben knapp oberhalb der Bestimmungsgrenzen (BG) gefunden worden. Alle Positivbefunde im Zulauf stammten aus der größten Mischsystem-Anlage. Die kläranlagenspezifischen Mediane bewegten sich für Triclosan in einem engen Konzentrationsbereich zwischen 0,01 und 0,05 μg/L.


Im Ablauf wurde Diclosan den Angaben zufolge in keiner Probe oberhalb der BG detektiert. Im Gegensatz dazu sei Triclosan in fast allen Zu- und Ablaufproben gefunden worden. Die wenigen Befunde unterhalb der BG zeigten keine Systematik im Hinblick auf Kläranlagengröße oder angeschlossenes Entwässerungssystem.


Methyltriclosan sei in keiner der Zulaufproben gefunden worden, und im Ablauf liegen den Angaben zufolge nur Einzelbefunde vor, die alle aus verschiedenen Kläranlagen stammten. Das Desinfektionsmittel Imazalil sei in keiner der Zulaufproben oberhalb der BG gemessen worden. Die Gründe liegen den Angaben zufolge in der geringe Anzahl an beprobten Kläranlagen und die höhere BG im Zulauf. Im Ablauf gab es aufgrund der geringeren BG Positivbefunde in etwa 10 Prozent der Proben. Die Positivbefunde stammen aus verschiedenen Kläranlagen. Auffällig sei, dass es bei einer Kläranlage der Größenklasse 4 in mehr als 50 Prozent der Proben Positivbefunde für Imazalil gab.


Reinigungsleistung für Materialschutz- und Konservierungsmittel eher schlecht


Aus dem Verlauf der Zu- und Ablaufkurven könne für die Materialschutz- bzw. Konservierungsmittel vermutet werden, dass die Reinigungsleistung der Kläranlagen in Bezug auf diese Stoffgruppe mit Ausnahme von 1,2-Benzisothiazolinon eher schlecht ist, heißt es in dem Bericht weiter. Der Gruppe Materialschutz- bzw. Konservierungsmittel seien insgesamt 14 Substanzen zugeordnet worden. Aufgrund der mäßigen bis schlechten Eliminierbarkeit der Stoffe und der im Zulauf höheren BG wurden im Ablauf mehr Positivbefunde als im Zulauf gefunden. Terbutryn-Desethyl mit 11 Prozent und Thiabendazol mit 15 Prozent wurden der Studie zufolge auf jeweils zwölf Kläranlagen positiv im Ablauf gemessen. Die Biozide dieser Stoffgruppe mit den höchsten Wiederfindungsraten sind 1,2,4-Triazol, Tebutryn, Terbutryn-Sulfoxid und Isoproturon mit 94 Prozent, 95 Prozent, 77 Prozent und 78 Prozent. Sie werden in allen 29 Kläranlagenabläufen gefunden. Auch Diuron wurde in allen Kläranlagenabläufen mindestens einmal oberhalb der BG mit einer Wiederfindungsrate von insgesamt 75 Prozent gemessen.