Dies ist eines der zentralen Ergebnisse des Forschungsprojektes „Plastrat“ (Lösungsstrategien zur Verminderung von Einträgen von urbanem Plastik in limnische Systeme) unter Koordination der Universität der Bundeswehr München. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund drei Millionen Euro im Forschungsschwerpunkt „Plastik in der Umwelt – Quellen, Senken, Lösungsansätze“ geförderte Verbundvorhaben hat nach Ende der dreijährigen Laufzeit seinen Synthesebericht veröffentlicht.
„Die Forschung im Bereich von Mikroplastik erfordert einen ganzheitlichen Ansatz“, betonten Prof. Christian Schaum und Prof. Steffen Krause von der Universität der Bundeswehr München. Dies fange bei einer notwendigen Standardisierung von Probenahme, -aufbereitung und Analyse von Mikroplastik sowohl aus wässrigen Proben als auch aus Klärschlamm an. „Im Projekt Plastrat haben wir erste Ansätze dafür entwickelt“, erklärte die Forscher.
Wie die Hochschule mitteilte, geht der Bericht unter anderem der Frage nach, wie hoch die Einträge von Mikroplastik in Gewässer durch die Siedlungswasserwirtschaft sind und wie sie gemessen und reduziert werden können. Darüber hinaus beschäftigt sich der Bericht mit den Auswirkungen von Mikroplastik auf Gewässer und Menschen und beleuchtet Handlungsoptionen zur Reduktion von Mikroplastikeinträgen für Hersteller und Verbraucher. Mit 48 Prozent stehe der Reifenabrieb als Quelle für Mikroplastik an erster Stelle. Danach folgten mit zwölf Prozent die Emissionen bei der Abfallentsorgung.
Zuordnung human- und ökotoxikologischer Effekte schwierig
Aufgrund der Vielzahl unterschiedlichster chemischer Verbindungen, die in Kunststoffen enthalten sind, bleibe es schwierig, human- und ökotoxikologische Effekte einzelnen Substanzen zuzuordnen, hält die Hochschule fest. Bei den untersuchten Kunststoffen konnten die Forschenden jedoch unter anderem hormonelle Wirkungen identifizieren. Darüber hinaus stellten sie fest, dass sich die Anzahl an nachgewiesenen Verbindungen durch UV-Bestrahlung in den untersuchten Proben zusätzlich erhöht hat und sich auch die Anzahl an den Partikeln anhaftender hydrophober Schadstoffe bei Passage der Kläranlage erhöht.
Strategien zur Minderung von Mikroplastikeinträgen sind nach den Untersuchungen von Plastrat besonders dann erfolgsversprechend, wenn Verbraucher umweltfreundliche Alternativen mit geringem Aufwand einsetzen können und wenn gleichermaßen Hersteller und die Politik mit in veränderte Abläufe eingebunden werden, teilte die Universität der Bundeswehr München weiter mit. So folgte Plastrat der Idee einer systemischen Risikoanalyse und entwickelte Grundlagen dafür, wie eine Bewertung von Kunststoffprodukten aus Sicht des Gewässerschutzes in bereits bestehende oder auch neue Gütesiegel integriert werden kann.
Synthesebericht gibt Handlungsempfehlungen unter anderem für die Wasserwirtschaft
Der Synthesebericht von Plastrat zeige auch offene Fragestellungen und Herausforderungen auf, hieß es weiter. So wurden Handlungsempfehlungen für Wissenschaft, Konsumenten, Politik und Wasserwirtschaft abgeleitet. Diese beinhalten beispielsweise die Einführung einer Deklarationspflicht von Kunststoffinhaltsstoffen oder die Harmonisierung und Standardisierung von Methoden und Technologien zur Substanzdetektion.
Am Verbundprojekt Plastrat waren neben der Universität der Bundeswehr München zehn Partner aus Wissenschaft und Industrie beteiligt. Dies waren im Einzelnen die aquadrat ingenieure GmbH, die Bundesanstalt für Gewässerkunde, die Goethe-Universität Frankfurt am Main, die inge GmbH, das ISOE - Institut für sozial-ökologische Forschung, das IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung gemeinnützige GmbH, das Leibniz-Institut für Ostseeforschung, das Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden sowie die Technische Universität Darmstadt - Institut IWAR. Zusätzlich unterstützt wurde es von zwölf assoziierten Partnern und Unterauftragnehmern, bei denen es sich vor allem um Betreiber von Abwasserbehandlungsanlagen, aber auch Hersteller und Vertreiber von Kunststoffen sowie Fachverbände handelte.