Berliner Wasserbetriebe starten Bau von Anlage zur Spurenstoffentfernung mit Ozon


Diese weitergehende Reinigungsstufe für biologisch bisher nicht abbaubare Spurenstoffe, darunter manche Arzneimittel, basiere auf eigener Forschung und sichere den eng geschlossenen Berliner Wasserkreislauf zusätzlich ab. Insgesamt würden 48 Mio. Euro in die Anlage investiert, die Ende 2023 in Betrieb gehen solle.


Neben mehreren geschlossen Reaktionsbecken werden laut den BWB Anlagen zur Herstellung des Ozons aus Sauerstoff sowie zur Vernichtung von dessen Resten und ein Pumpwerk errichtet. Die Neubauten entstehen im Klärwerk Schönerlinde, der drittgrößten Berliner Kläranlage, in der das Abwasser von rund 800.000 Menschen aufbereitet werde.


Teil von umfassender Ausbaustrategie


Das Vorhaben sei Teil einer umfassenden Ausbaustrategie für alle sechs Klärwerke der BWB, die mehrere weitergehende Reinigungsstufen sowie Kapazitätserweiterungen umfasse und bis Mitte der 2030er Jahre in diesen Werken Investitionen von rund zwei Mrd. Euro beinhalte, sagte der amtierende Vorstandschef der Berliner Wasserbetriebe, Frank Bruckmann. Mit dem Bau einer Spurenstoffentfernung in dieser Größe betrete das Unternehmen Neuland in der Bundesrepublik.


Zwangsoxidation biologisch schwer abbaubarer Stoffe


Wenn ab Ende 2023 das zuvor bereits mit der klassischen Technik weitgehend gereinigte Wasser durch die Ozonanlage fließt, spalte das Ozon (O3) schwer abbaubare organische Spurenstoffe, etwa bestimmte Arzneimittel, durch eine Zwangsoxidation auf, heißt es seitens der BWB zur Funktion der Anlage. Die dabei entstehenden Transformationsprodukte seien dann zumeist biologisch abbaubar bzw. würden durch Filtration zurückgehalten. Gleichzeitig eliminiere die Ozonung Keime im Abwasser.


Umfangreiche Forschung mit Partnern


Berlin, das an wenig Wasser führenden Flüssen und in der niederschlagsärmsten Region Deutschlands gelegen ist, gewinnt sein Trinkwasser nahezu komplett im eigenen Stadtgebiet, führen die Berliner Wasserbetriebe aus. Mit dem Klimawandel und dem steigenden Medikamentengebrauch in der Bevölkerung hätten die Wasserbetriebe die Suche nach einer stärkeren Absicherung des teilgeschlossenen Wasserkreislaufs in der Region intensiviert.


So seien dem Votum für den Bau dieser ersten Ozonanlage umfangreiche Forschungsprojekte vorausgegangen, darunter Askuris, IST4R und AquaNES, die das Unternehmen gemeinsam mit Partnern, darunter der TU Berlin, umgesetzt hat. Darin seien verschiedene Verfahren im Hinblick auf Entfernungsraten bestimmter Stoffe sowie ihre Stabilität und Kosten- und Ressourceneffizienz entwickelt, erprobt und verglichen worden. Neben einem Eigenanteil von rund zwei Mio. Euro konnten dafür mehr als 13 Mio. Euro nationale und EU-Fördermittel gewonnen werden, so die BWB.