Wie die DWA mitteilte, soll bis Ende dieses Jahres geklärt werden, ob das Abwassermonitoring zu einem die Pandemie begleitenden Früh- und Entwarnsystem entwickelt werden kann und es dabei Virusmutationen aufspüren und auch die Dunkelziffer von Corona-Infektionen über belastbare Modellberechnungen ermitteln kann. „Bis zur Praxistauglichkeit eines solchen Abwassermonitoringsystems ist es noch ein sehr langer Weg“, sagte der Sprecher der DWA-Bundesgeschäftsführung, Johannes Lohaus. „Durch die Vernetzung der Forschergruppen und durch den frühzeitigen Austausch der Erkenntnisse hoffen wir jedoch, viel schneller ans Ziel zu kommen.“
Ende Januar hat die DWA nach eigenen Angaben das Projekt CoroMoni „Aufbau einer Kommunikationsplattform zum Thema Abwassermonitoring zur Bestimmung des SARS-CoV-2-Infektionsgrades der Bevölkerung“ mit einer digitalen Auftaktveranstaltung offiziell gestartet. Neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden nahmen Vertreter des Robert-Koch-Instituts, des Umweltbundesamtes und der Europäischen Kommission teil. Forschungsprojekte zum Nachweis von Corona-Infektionen über den Abwasserpfad laufen bereits seit dem Frühjahr des letzten Jahres sowohl in Deutschland als auch in anderen Staaten. Wie berichtet (EUWID 21.2020), arbeitet die DWA gemeinsam mit dem UFZ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig sowie der TU Dresden daran, aus repräsentativen Abwasserproben den Gesamtinfektionsgrad im Einzugsgebiet von Kläranlagen zu erfassen.
Keine Infektionsgefahr über den Abwasserpfad
Aus den bisherigen Projekten sei klar hervorgegangen, dass das Virus im Abwasser nicht lebensfähig ist und eine Infektionsgefahr über den Abwasserpfad nicht besteht, stellte die DWA klar. Die Erbinformationen des Virus könnten im Abwasser aber an verbliebenen RNA-Fragmenten nachgewiesen werden. Somit könnten über den Abwasserpfad Infektionen im Einzugsgebiet bereits vor dem Ausbruch einer Infektionswelle festgestellt werden. Auf diese Weise ließen sich Hotspot-Regionen frühzeitig identifizieren, Virus-Mutationen vor einer massiven Ausbreitung aufspüren und die Wirkung von Lockdown-Maßnahmen schneller bewerten. Zu untersuchen sei allerdings die Frage, ob das System aufwendige und kostspielige Massentestungen mit hohem Anteil negativer Ergebnisse ergänzen oder sogar ersetzen kann.
Niederlande haben bereits Erfahrungen mit dem Nachweis von Erregern im Abwasser
Die Einbindung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Österreich, der Schweiz und den Niederlanden mit deren jeweiligem Wissen bezeichnete die DWA als „besonders interessant“. In den Niederlanden bestanden beispielsweise bereits vor der Corona-Pandemie Erfahrungen mit dem Nachweis von Erregern wie Enteroviren bezüglich des Epidemie-Potentials über Abwasser, berichtete die Vereinigung. Die Niederlande hätten daher bereits notwendige Strukturen im Land aufgebaut, um das System flächendeckend zu nutzen. Auch für die aktuellen Projekte gelte, dass sich die derzeitigen Forschungsaktivitäten nicht allein auf Corona beschränken. Die Erkenntnisse dienten als wertvolle Grundlage für mögliche zukünftige Epidemien, unterstrich die DWA.