„Das Monitoring ermöglicht einen guten Überblick über die Virenlast im Abwasser“, sagte Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne) bei einem Besuch auf der Kläranlage in Mainz. Ziel sei es, mithilfe der über einen längeren Zeitraum durchgeführten Abwasseranalysen einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Früh- und Entwarnsystems des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) auch bei neuen, zukünftigen Pandemien zu leisten. Zusätzlich sollen langfristig Erfahrungen in der Interpretation von Abwasserproben zur Einschätzung des kommenden Pandemieverlaufs gesammelt werden, um Pandemien vorzeitig zu bekämpfen, erklärte die Ministerin.
Messungen in Kläranlagen können im Abwasser einen Trend hinsichtlich steigender und sinkender Infektionszahlen liefern, teilte das Umweltministerium mit. Hierzu fehle jedoch noch ein entsprechendes Früh- und Entwarnsystem, über das die Daten interpretiert werden können. Spiegel berichtete, dass vor einigen Tagen die erste Probennahme durchgeführt werden konnte. Das Pilotprojekt solle bis Ende des Jahres laufen.
Ministeriumsangaben zufolge werden die Proben von einem beauftragten Analyselabor zunächst auf SARS-CoV-2 getestet. Falls eine Probe ein positives Ergebnis zeigt, wird zusätzlich die Viruskonzentration ermittelt. Dabei wird mit der PCR-Technologie gearbeitet. Mithilfe von Langzeit-Daten sollen so Erkenntnisse erlangt werden, die zur Entwicklung eines Warnsystems verwendet werden können.
Die Analysedaten des Abwassermonitorings werden dem Landesuntersuchungsamt (LUA) zugeleitet. In einem weiteren Schritt erhält das UFZ diese Daten, die sie in die Entwicklung eines Frühwarnsystems einspeisen. Hierfür seien insbesondere die langfristig erhobenen Daten über insgesamt sieben Monate interessant, erklärte das Umweltministerium.
„Als Betreiber der größten kommunalen Kläranlage des Landes sind wir froh und auch ein klein wenig stolz, dass wir uns an so einem bedeutenden und zukunftsweisenden Projekt beteiligen dürfen“, sagte Jeanette Wetterling, Vorstandsvorsitzende des Wirtschaftsbetriebes Mainz. Das gelte umso mehr, wenn aus dem Monitoring ein wirksames Instrument zur Coronabekämpfung werden sollte. „Darüber hinaus ist es für uns und sicherlich auch für alle anderen Kläranlagenbetreiber ein ganz besonderer Moment, Abwasser als Informationsmedium erleben zu können, das vielleicht schon bald als ein wichtiger Bestandteil zur Überwachung des Infektionsgeschehens und damit zur Eindämmung der Pandemie beitragen kann“, so Wetterling.