Akzeptanz der Wiederverwendung von aufbereitetem Abwasser höher als vermutet


Der öffentliche „Ekelfaktor“ bei der Wiederverwendung von Abwasser als Trinkwasserressource und als Nährstoffressource für den Anbau von Lebensmitteln sei schwächer als erwartet, teilte das niederländische Wasserforschungsinstitut KWR mit, das an der Studie beteiligt war.


In den Niederlanden befürworteten 75 Prozent der Befragten die Wiederverwendung von Abwasser als Trinkwasser. In Spanien und dem Vereinigten Königreich seien es 73 Prozent bzw. 67 Prozent. Die Akzeptanz für den Verzehr von Lebensmitteln, die mit rückgewonnenen Nährstoffen aus Abwasser angebaut werden, sei im Allgemeinen noch höher: In den Niederlanden befürworten dies ebenfalls 75 Prozent der Befragten, in Spanien und im Vereinigten Königreich 85 Prozent bzw. 74 Prozent.


Mit ihrer Untersuchung wollten die Forscher laut KWR der Tatsache Rechnung tragen, dass immer mehr Projekte zur Wasserwiederverwendung untersucht werden. Es werde oft behauptet, dass die Öffentlichkeit eine negative Vorstellung von der Wasserwiederverwendung habe. Die Untersuchung habe jedoch gezeigt, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher der Wasserwiederverwendung aufgeschlossener gegenüberstehen, als der Wassersektor bisher glaubte.


Die Umfragen waren Teil der NextGen-Kooperation, einem vierjährigen Horizont2020-Projekt (H2020), das darauf abzielt, die Kreislaufwirtschaft durch ein breites Spektrum an wasserbezogenem Recycling, einschließlich Energie und Materialien, zu fördern. NextGen bringt 30 Organisationen zusammen, um technologische, geschäftliche und Governance-Lösungen für Wasser in der Kreislaufwirtschaft zu demonstrieren.


Akzeptanz für Wiederverwendung hängt auch von Vertrauen in das Versorgungsunternehmen ab


Jos Frijns, Teamleiter für Resilienzmanagement und Governance bei KWR, erklärte, die Akzeptanz hänge auch von dem bestehenden Vertrauen in das Versorgungsunternehmen ab. „In den Niederlanden besteht ein großes Vertrauen in staatliche Stellen, die sich mit Umweltkontrolle und -qualität befassen“, sagte er. Das trage dazu bei, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Initiativen zur Wiederverwendung zu stärken. Darüber hinaus könnte das Vertrauen die Akzeptanz schneller erhöhen als bloße Information und Aufklärung.


Insbesondere im öffentlichen Sektor habe es bei der Wasserwiederverwendung in letzter Zeit einen Wandel gegeben, sagte Frijns. „Vor fünf Jahren wäre in den Niederlanden der Vorschlag einer direkten Wiederverwendung von Abwasser für die Trinkwassergewinnung sicherlich als ein No-Go angesehen worden. Die Wasserwirtschaft würde sagen, dass die Allgemeinheit dies nicht will. Aber diese Mentalität ändert sich jetzt.“


Frijns geht davon aus, dass die Ergebnisse der Umfragen in langfristige Strategien für die Einbeziehung der Öffentlichkeit in Wasserwiederverwendungsprojekte einfließen werden. Diese seien notwendig, betonte Heather Smith, Dozentin für Water Governance an der Cranfield University. Das Verständnis der öffentlichen Wahrnehmung von Lösungen zur Wasserwiederverwendung sei nur ein Teil des Puzzles.