Hamburg sei als einer der 20 Standorte ausgewählt worden, die in dem Modellprojekt von der Bundesregierung gefördert würden. Kürzlich hatte Berlin seine erfolgreiche Bewerbung als Standort bekannt gegeben. Vorgesehen seien während der Pilotphase zwei Probenahmen pro Woche an den Zuläufen der Kläranlage Köhlbrandhöft/Dradenau. Den regionalen und nationalen Gesundheitsbehörden helfen die Daten bei der Einschätzung der Pandemieentwicklung, so die Umweltbehörde. Hamburg Wasser übernehme die Probenahme im Sielsystem; die Aufarbeitung und Analyse der Proben erfolge in Hamburg Landeslabor, dem Institut für Hygiene und Umwelt.
Entwicklungen der Pandemie früher abschätzen
Mit einem Abwassermonitoring sei es möglich, einen Anstieg der Infektionszahlen oder auch die Ausbreitung neuer Virusvarianten deutlich früher zu erkennen, als über die Meldungen positiver Tests - quasi als Frühwarnsystem für eine mögliche nächste Corona-Welle. Bereits mehrere Tage bevor Menschen sich krank fühlen und testen lassen, scheiden sie bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 Viren aus, erläuterte die Behörde. Das Infektionsgeschehen lasse sich dabei über eine Analyse des Abwassers schnell abbilden. Auch unentdeckte Infektionen ohne Symptome können bei dieser Methode erfasst werden.
Die EU-Kommission hatte im Frühjahr 2021 empfohlen, eine systematische und flächendeckende Kontrolle aufzubauen; ein entsprechender Bürgerschaftsantrag forderte dies auch für Hamburg ein. Um die Empfehlung umzusetzen, starte die Bundesregierung zunächst das Modellprojekt, das vom Bundesumwelt-, Bundesgesundheits- und Bundesforschungsministerium mit Hilfe von EU-Mitteln gefördert werde.
Ansgar Ferner, Geschäftsführer beim Institut für Hygiene und Umwelt, erläuterte: „In den Abwasserproben liegen die Viren naturgemäß sehr verdünnt vor, daher konzentriert das Institut für Hygiene und Umwelt die Proben zunächst auf und isoliert anschließend die gesamte in den Proben enthaltende Erbinformation. Nun wird eine digitale PCR-Analyse eingesetzt, um zu bestimmen, wie stark die Probe mit SARS-CoV-2 belastet ist.“ Diese Methode sei grundsätzlich in der Lage, Viren auch in sehr geringen Mengen quantitativ nachzuweisen, was auch in Modellversuchen in verschieden belastenden Wässern für SARS-CoV-2 aufgezeigt worden sei.