Geothermieverband: Energiewende ist eine generationsübergreifende Herkules-Aufgabe


Die Politik müsse entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, aber auch eine Schutzfunktion wahrnehmen, damit die ausführenden Stellen nicht allein gelassen werden. Auch die Bürger müssten an der Energiewende beteiligt werden, indem sie unter anderem monetär unterstützt werden.


Die Geothermie sei als grundlastfähige Energieform das wesentliche Element der Energiewende, betonte Müller-Ruhe. Sie sorge für Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit, und dies im Verbund mit den anderen Erneuerbaren. Darüber hinaus sei sie dezentral verfügbar. Dadurch bleibe die Wertschöpfung in der Region, und das Eigenständigkeitsgefühl der Bürger werde gesteigert. Es sei Ziel des vom GtV-Bundesverband Geothermie veranstalteten Kongresses, dies deutlich zu machen. Zusätzlich müsse die Branche glaubhaft versichern, dass sie das Grundwasser nicht verunreinigen. Hier müsse der Grundsatz gelten, dass sowohl die ersten als auch die letzten 1.000 m einer Bohrung „Brunnenbau“ seien.


Die Erste Bürgermeisterin der Stadt Karlsruhe, Margret Mergen, erklärte, dass die Stadt den Anteil der erneuerbaren Energien am Energieverbrauch bis 2020 verdoppeln wolle. Nicht nur bei der Geothermie, sondern auch bei anderen Erneuerbaren-Erzeugungsformen gebe es in Baden-Württemberg Widerstände. Die Geothermie habe jedoch einen besonders schweren Stand, da mit ihr die Beben in Basel, Staufen und Landau in Verbindung gebracht würden. „Wir brauchen komplikationslose und realisierbare Projekte“, forderte sie. Hierzu seien weitere wissenschaftliche Erkenntnisse nötig, auch wenn diese keine absolute Sicherheit gewährleisten könnten.


Der Vizepräsident für Forschung und Innovation des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und Leiter des KIT-Zentrums Energie, Peter Fritz, erklärte, dass geothermische Technologien nicht nur technisch zu bewerten seien. Vielmehr müssten auch Fragen der Akzeptanz und der Beteiligung diskutiert werden. Dennoch sei es Aufgabe der Wissenschaft, so objektiv wie möglich an die Sache heranzugehen.


Für die Energiewende in Baden-Württemberg seien deshalb so große Anstrengungen nötig, weil das Land derzeit über die Hälfte seines Energieverbrauchs aus Kernenergie beziehe, betonte Fritz. Die Landesregierung in Stuttgart baue die Erneuerbaren kontinuierlich aus, wolle die Geothermie-Potenziale aber nur wenig nutzen. Kernkraftwerke könnten mittelfristig nur durch neue oder effizientere Kohle- und Gaskraftwerke ersetzt werden, was die Kohlendioxid-Emissionen im Vergleich zu heute deutlich ansteigen lasse. Zudem seien erhebliche Stromimporte notwendig.