Zunächst müsse die Firma konsolidiert und die Kosten den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Dies werde vor allem über die Einsparungen im Personalbereich erfolgen. Sobald die Aufträge aus der durch das EEG 2014 bedingten „Endrallye“ abgeschlossen seien, werde man sich „leider von der Hälfte der Belegschaft, also circa 40 Mitarbeitern“, trennen müssen, so Borgmeyer weiter. Dazu kommen Entlassungen bei Subunternehmern und Dienstleistern in einer Größenordnung von etwa 250 Mitarbeitern. Gleichzeitig wolle man sich diversifizieren und den Servicebereich weiter ausbauen. Auch in der Windenergiebranche ist Bioconstruct nach Aussage ihres Chefs zunehmend tätig und liefert Infrastrukturleistungen für Windparks. Darunter fallen Kabeltrassenplanung, Kabelverlegungsarbeiten sowie Fundamentbauten.
Das Auslandsgeschäft biete weitere Umsatzpotenziale, so Borgmeyer. Aktuell würden rund 30 Prozent des Umsatzes im Ausland erwirtschaftet. Dieser Anteil könne auf 50 Prozent steigen. Da es derzeit in den meisten Ländern jedoch keine Förderungen für Biogasanlagen gebe, sei die Auswahl beschränkt. So gebe es in Italien und Tschechien noch Nachfrage für Biogasanlagen. Hier sei jedoch allmählich, ähnlich wie in Deutschland, eine gewisse Marktsättigung erreicht. Zukunftsträchtig seien hingegen England und Frankreich, wobei Frankreich lediglich eine Förderung angekündigt, aber noch nicht umgesetzt habe.
Eine weitere Möglichkeit den schwindenden Umsätzen zu begegnen sei die Umrüstung bestehender Biogasanlagen. Eine Vergrößerung des Motors von beispielsweise 500 kW auf 1.000 kW würde die Stromerzeugungskapazität verdoppeln, ohne mehr Rohstoffe einzusetzen. Das sei auch im Sinne des Gesetzgebers, der keine weiteren Maisfelder wünscht, so Borgmeyer. Gleiches gelte auch für die Wärmeproduktion. Mit einer derartigen Umrüstung könnten die Anlagen flexibler rauf- und runtergefahren werden und würden sich damit mehr an dem Bedarf orientieren als bisher. Da in einer abgeschalteten Anlage die Bakterien trotzdem Gas produzieren, wird das Gas in Gasspeichern zwischengespeichert und dem Markt bei Bedarf zugeführt. Bei den von Bioconstruct selbst betriebenen Biogasanlagen werde der auf diese Weise produzierte Strom teilweise auch an der Strombörse zu wirtschaftlich günstigen Zeiten veräußert.
Auch der angeschlagene Biogasanlagenbauer MT Energie entlässt kurzfristig etwa 65 Mitarbeiter am Hauptstandort Zeven. Die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zum 1. August 2014 habe zu einem weiteren Rückgang der Nachfrage in Deutschland geführt. Dies erfordere weitere strukturelle Anpassungen, teilt MT Energie mit. Hinzu kommen Kapazitätsanpassungen und Schließungen unrentabler Auslandsniederlassungen. Dessen ungeachtet soll das Auslandsgeschäft weiter fokussiert ausgebaut werden. Man sehe „weltweit ein großes Potenzial für die effiziente Nutzung der Biogastechnologie“, heißt es dazu in einer Unternehmensmeldung. Das weitere Wachstum des Unternehmens wird aus Sicht des Unternehmens daher vornehmlich in den internationalen Märkten stattfinden. Nähere Informationen darüber, in welchen Ländern das Unternehmen künftig Umsatzchancen sehe, waren von der Geschäftsleitung bis dato nicht zu bekommen.
Über den Insolvenzfall der AC Biogas aus Münster gibt es auch mehr als zwei Wochen nach der Insolvenzanmeldung keine weiterführenden Informationen über die Hintergründe der Insolvenz. Der Biogasanlagenbauer ist nach wie vor nicht für Gespräche erreichbar. Der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Rechtsanwalt Heinrich Stellmach ließ über sein Sekretariat mitteilen, dass er am vergangenen Freitag das Amt des Insolvenzverwalters niedergelegt habe und ab sofort nicht mehr für den Fall zuständig sei. Über das Unternehmen, das in Deutschland am 100 Standorten Biogasanlagen mit einer Anschlussleistung von mehr als 100 MW betreibt, wurde 10. September vom Amtsgericht Münster das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet (EUWID 38/2014).