Ein aktueller Bericht der Internationalen Energie-Agentur (IEA) hält es für sinnvoll, dass die Erneuerbaren künftig nach anderen Kriterien als den reinen Stromgestehungskosten bewertet werden, um die Kompatibilität neuer Anlagen im Stromsystem zu berücksichtigen. Ein neuer Ansatz müsse Faktoren wie verringerte Kosten für den fossilen Brennstoffeinsatz und reduzierte Kohlendioxidemissionen ebenso abbilden wie wachsende Kosten für die Netzinfrakstruktur.
In ihrem Bericht „Next Generation Wind and Solar: From Cost to Value“ empfiehlt die IEA ein Maßnahmenpaket, um die Integration der fluktuierenden Erneuerbaren zu erleichtern. Hierzu zählten ein „systemfreundlicher“ Zubau von Kapazitäten und verbesserte Betriebsstrategien, wozu fortschrittliche Prognoseinstrumente gehörten. Auch Investitionen in zusätzliche Flexibilitäten im Strommarkt, etwa durch Demand-Side-Management, Stromspeicher, Netzausbau und eine flexible Erzeugung seien wichtige Bausteine für einen entsprechenden „wertorientierten“ Zubau.
Die IEA sieht eine Reihe von Möglichkeiten, den Zubau systemfreundlich zu gestalten. Optimierte Prognosen böten bereits heute vielfältige Möglichkeiten, Nachfrage und Angebot so aufeinander abzustimmen, dass es kein Missverhältnis im Netz gibt. In Dänemark etwa seien die entsprechenden Anforderungen an neue Anlagen mit zunehmendem Anteil von Windstrom im Netz über Netz Codes erhöht worden.
Mit sinkenden Kosten der Erneuerbaren gebe es räumlich mehr Spielraum für den Zubau der Anlagen. Demnach könne der Zubau so gesteuert werden, dass er in der Nähe der Verbrauchszentren entstehe. Die IEA verweist auf das Beispiel Mexiko. Das dort verwendete neue Auktionsverfahren habe Investitionen in Photovoltaikprojekte in Regionen mit hohen Strompreisen angereizt. Hier sei der Systemnutzen der PV höher als in Regionen, die durch bessere Produktionsbedingungen gekennzeichnet seien.
Auch ein geeigneter Mix an Erneuerbaren-Technologien kann einen Beitrag dazu leisten, die Integrationsmöglichkeiten von regenerativem Strom zu erhöhen. Solar- und Windstrom böten in vielen Regionen weltweit komplementäre Erzeugungsmuster. Auch könnten fluktuierende erneuerbare Energien mit steuerbaren Technologien wie Wasserkraft oder Bioenergie kombiniert werden. Brasilien etwa setze auf den parallelen Ausbau von Windkraft und Wasserkraft.
Die Kombination des dezentralen Ausbaus erneuerbarer Energien mit anderen Flexibilitätsoptionen in einem integrierten Paket sei ein weiteres Instrument, um die Netzintegration von immer mehr fluktuierend produzierenden Stromerzeugern zu ermöglichen. So könne der Ausbau der PV-Erzeugung vor Ort mit Laststeuerungsmaßnahmen auf der Nachfrageseite oder den Bau von Ortsspeichern kombiniert werden. Dies stelle auch eine mögliche Alternative zum Ausbau des Verteilnetzes aus, führt die IEA weiter aus. Länder wie Australien und Deutschland setzten bereits auf Anreize zur Optimierung des Eigenverbrauchs von Haushalten, um die Netzbelastung zu reduzieren.
Einen Einfluss auf die Systemkompatibilität von Wind- und Solarstromanlagen übt das Anlagendesign aus. Windanlagen mit größeren Rotoren bieten bei gleicher Nennleistung ein geglättetes Erzeugungsprofil und verringern damit die Systembelastung. Ein entsprechendes Anlagendesign führt zu höherem Systemwert der Windkraftanlagen, die dann nicht mehr auf die maximale Produktion ausgelegt sind. Ähnliche Effekte lassen sich im PV-Bereich durch eine Ost-West-Ausrichtung der Module erzielen. Auch hier könnten Ausschreibungssysteme den Systemnutzen des Zubaus mitsteuern.
Die IEA hebt hervor, dass sich durch veränderte Kostenstrukturen auch der Maßnahmenmix zur Optimierung des Systemwerts ändern kann und wird. Auch hier habe sich Dänemark als Vorbild etabliert: Das Land verfüge bereits über eine Tradition der integrierten Planung des Energiesystems.