Nachdem das Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO) und die Initiative Zukunft Erdgas jüngst massive Kritik an den Plänen geäußert haben (EUWID 28/2016), meldet sich nun der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) zu Wort, der – wenig überraschend – eine andere Sichtweise auf das Thema hat. Der Klimaschutzplan von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) befolge lediglich das „Einmaleins des Projektmanagements“. Um im Jahr 2050 eine weitgehend von fossilen Energien unabhängige Energieversorgung erreichen zu können, dürften ab 2030 Gas- oder Ölheizungen aufgrund ihrer langen Nutzungsdauer nicht mehr installiert werden, heißt es seitens des BWP.
Der Klimaschutzplan folge den Empfehlungen einer Reihe wissenschaftlicher Arbeiten zu diesem Thema, schreibt der BWP. Die jüngste Analyse von Prof. Volker Quaschning, HTW Berlin, fordere sogar ab 2040 keine Treibhausgase mehr freizusetzen, damit die 1,5-Grad-Grenze nicht überschritten wird. Spätestens dann dürfte auch Strom nur noch aus erneuerbaren Kraftwerken stammen und müsste auch zum Heizen und für die Mobilität verwendet werden. Bereits 2020 dürften keine neuen Gasbrennwertkessel mehr eingebaut werden, stattdessen sollten hauptsächlich Wärmepumpen zum Einsatz kommen. Kritik an Quaschnings Analyse wurde kürzlich allerdings auch aus dem Umfeld der Erneuerbaren-Branche laut, da unter anderem die Potenziale der Bioenergie unterschätzt würden (EUWID 27/2016).
BWP-Geschäftsführer Karl-Heinz Stawiarski, verwies darauf, dass Wärmepumpen nach Gasbrennwertgeräten im Jahr 2015 bereits das beliebteste Heizsystem im Neubau gewesen seien. „Die Wärmepumpe ist kein Neuling am Heizungsmarkt, in der Breite ist das Potential aber unbekannt.“ Dennoch entscheide sich bereits jeder dritte Ein- und Zweifamilienhausbesitzer für eine Wärmepumpe. Die höheren Anschaffungskosten würden durch staatliche Fördergelder kompensiert.
Der BWP zitiert Quaschning mit der Aussage, dass ein frühzeitiges Verbot neuer Anlagen notwendig sei, sollte der „Boom für Öl- und Gasheizungen“ anhalten. Sonst müssten Altanlagen ab 2040 zum Erreichen der Pariser Klimaschutzziele über „kostspielige Abwrackprämien“ vorzeitig außer Betrieb genommen werden. Sinnvoller wäre daher, dies durch mutige ordnungspolitische Weichenstellungen oder durch eine Klimaschutzabgabe auf Heizöl und Erdgas zu verhindern. „Es ist geradezu grotesk, dass für importiertes und klimaschädliches Heizöl in Deutschland seit vielen Jahren konstant niedrige Abgaben zu zahlen sind, während für Strom aus heimischen klimaverträglichen Solaranlagen immer neue Abgaben und Belastungen wie die Eigenverbrauchsumlage eingeführt werden“, so Quaschning weiter.
Die Vertreter der fossilen Heizungswirtschaft warnen vor steigenden Kosten und der Festlegung auf bestimmte Technologien. Da selbst Holzheizungen aus Sicht der Bundesumweltministerin nicht mehr infrage kämen, wären faktisch nur noch Strom-Wärmepumpen zugelassen, erklärt das IWO (EUWID 28/2016). Die Initiative Zukunft Erdgas spricht mit Blick auf die Pläne des BMUB von einem „völligen Irrsinn“. „Die Gasheizung ist die beliebteste Heizung der Deutschen. Drei von vier verkauften Heizungen sind Erdgas-Heizungen. Wenn die Regierung den Einbau in Neubauten verbietet, handelt sie in direktem Gegensatz zum Verbraucherwillen“, sagte der Vorstand der Initiative, Timm Kehler.