Dies entspricht einem Zuwachs um 73 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit 1.093 MW. Mit Blick auf die bereits genehmigten Projekte gehen VDMA Power Systems und der Bundesverband Windenergie (BWE) von einem Volumen zwischen 4.000 und 4.400 MW netto für das Gesamtjahr aus. Die Windenergie an Land zeige somit voraussichtlich das dritte starke Jahr in Folge, heißt es in einer Mitteilung des BWE anlässlich der Vorstellung der durch die Deutsche Windguard im Auftrag der Verbände ermittelten Zahlen.
Der starke Zubau im ersten Halbjahr 2016 sei, so der BWE, getrieben durch die Bereitstellung von Eignungs- und Vorrangflächen. Noch wirkten die Flächenausweisungen in den Bundesländern nach, die dort in den letzten Jahren vorgenommen wurden, auch wenn diese durch politische Entscheidungen in Bayern oder gerichtliche Entscheidungen in Schleswig-Holstein teilweise zurückgenommen worden seien. Die Verfügbarkeit von Flächen erkläre auch die regional teils deutlichen Schwankungen. „Der deutsche Markt konzentriert sich weniger stark auf die Küstenländer, sondern entfaltet sich zunehmend ausgeglichener. Die gute Entwicklung in typischen Binnenländern unterstreicht dies. Die Begrenzung des Ausbaus in Regionen mit Netzengpässen muss deshalb durch die Bundesregierung bereits 2018 einer Evaluation unterzogen werden, um dieses Instrument gegebenenfalls wieder aufzugeben“, erklärte BWE-Präsident Hermann Albers.
Für 2017 rechne die Branche mit einem Zubau auf vergleichbarem Niveau wie in diesem Jahr. Ende Mai waren Projekte mit einem Volumen von etwa 3.200 MW genehmigt. Ein großer Teil davon werde bis zum Ende dieses Jahres realisiert. Bis dahin erwarteten Betreiber und Behörden einen weiteren Schub bei Genehmigungen. Denn wer sich noch vor dem Jahresende eine solche sichere und in 2017 oder 2018 baue, bekomme für den Strom noch gesetzlich definierte Vergütungssätze. Die Sonderdegression ab März 2017 und vor allem die verschärfte Degression ab dem darauf folgenden Oktober machten den Ausbau klar weniger attraktiv.
„Wir werden zwar über das Jahr einen deutlich abnehmenden Neubau sehen, das hat aber voraussichtlich kaum Auswirkungen auf das Gesamt-Volumen der Leistung, die 2017 installiert werden wird. Grund dafür ist, dass die sinkenden Vergütungen teilweise durch höhere Erträge der Anlagen kompensiert werden“, so der Geschäftsführer von VDMA Power Systems, Matthias Zelinger. 2018, also im zweiten Übergangsjahr, sei aber von einem deutlich niedrigeren Zubau auszugehen, sagte er weiter: „Wir gehen davon aus, dass die allermeisten Ende 2016 genehmigten Projekte im Jahr 2017 realisiert und nicht an Ausschreibungen teilnehmen werden. Somit wird der Zubau 2018 im Wesentlichen aus den Zuschlägen der Ausschreibungen in 2017 realisiert.“
Während bei Projektträgern noch Unsicherheiten bestünden, bewerteten die Hersteller die Mengensteuerung durch Ausschreibungen prinzipiell positiv, wenn sie einen kontinuierlichen Ausbau sichere und zu mehr Wettbewerb und Marktnähe beitrage. Produktion und Produktentwicklung würden sich auf ein Marktvolumen von zunächst 2.800 MW jährlich einstellen. Es gelte allerdings, darauf zu achten, dass die gesetzlich festgelegte Ausschreibungsmenge nicht dazu führe, dass die bislang positive Entwicklung der Windindustrie in Deutschland stagniere.
Die Nachfrage der internationalen Märkte nach führenden Anlagentechnologien „made in Germany“ befindet sich laut VDMA Power Systems auf einem unverändert hohen Niveau. Der Verband prognostiziert einen Weltmarkt für Windenergieanlagen an Land in einer Größenordnung von 55.000 MW im Jahr 2016, was sich in den Folgejahren fortsetzen werde. Deutsche Unternehmen hätten durch eine aktuell starke Rolle im weltweiten Konsolidierungsprozess die Chance, ihre Position in Wachstumsmärkten auszubauen. Der weitgehend verschlossene chinesische Markt bleibe dagegen ein Problem.
Der Netto-Zubau der Windenergie an Land in Deutschland im ersten Halbjahr 2016 mit der Leistung von 1.892 MW teilt sich laut einem Factsheet der Deutschen Windguard auf insgesamt 579 Windenergieanlagen (WEA) auf. Der Netto-Zubau ergibt sich aus dem Brutto-Zubau von 726 WEA mit 2.053 MW und dem Abbau von 147 WEA mit 161 MW. Im Brutto-Zubau sind dabei 106 Repoweringanlagen enthalten, die zusammen eine Leistung von 308 MW ausmachen. Die im Rahmen von Repoweringprojekten errichtete Leistung entspricht einem Anteil von etwa 15 Prozent des Brutto-Zubaus der ersten sechs Monate des Jahres. Die Repoweringanlagen verfügen über eine durchschnittliche Leistung von 2.908 kW.
Verglichen mit den ersten sechs Monaten des Jahres 2015 wurden insgesamt 64 Prozent mehr WEA errichtet. Auch der Bruttozubau im ersten Halbjahr des Rekordjahres 2014 wurde bezogen auf die Anlagenanzahl um elf Prozent übertroffen (19 Prozent bezogen auf die Leistung). Als Ursache für den starken Anstieg des Zubaus im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zu den Vorjahren gilt der Wechsel von der einmaligen Absenkung der Vergütungen zum Jahresende zur quartalsweisen Degression. Dies verstetige den Zubau über das Jahr.
147 WEA mit einer Leistung von 161 MW wurden im 1. Halbjahr 2016 als Abbau identifiziert. Darin enthalten ist ein Abgleich mit den im Anlagenregister veröffentlichten Stilllegungen von WEA sowie die Berücksichtigung von Nachmeldungen aus dem Vorjahreszeitraum. Die zurückgebaute Anlagenanzahl liegt damit um sieben Prozent unter dem im ersten Halbjahr 2015 identifiziertem Wert, jedoch übersteigt die Leistung der abgebauten Anlagen in den ersten sechs Monaten 2016 die zurückgebaute Leistung des entsprechenden Vorjahreszeitraums um 75 Prozent. Die durchschnittliche Leistung der von Januar bis Juni 2016 abgebauten WEA beträgt 1.097 kW und ist damit um 143 Prozent höher als die Durchschnittsleistung einer im ersten Halbjahr 2015 zurückgebauten WEA.
Ende Juni 2016 waren unter Berücksichtigung des Netto-Zubaus des ersten Halbjahres 2016 in Deutschland insgesamt 26.561 WEA mit einer Gesamtleistung von 43.544 MW installiert, heißt es weiter. Die kumulierte Leistung ist damit in den ersten sechs Monaten des Jahres um fünf Prozent angestiegen. Im Durchschnitt hatte eine im 1. Halbjahr 2016 in Deutschland errichtete Windenergieanlage eine Nennleistung von 2.828 kW. Im Vergleich zur Durchschnittsleistung der Installationen des Vorjahres entspricht dies einer Steigerung von etwa vier Prozent. Der durchschnittliche Rotordurchmesser der in den ersten sechs Monaten des Jahres 2016 errichteten Anlagen stieg gegenüber 2015 ebenfalls um etwa vier Prozent auf 109 m. Um etwa fünf Prozent auf 129 m im Mittel wuchs die Nabenhöhe der im ersten Halbjahr 2016 errichteten WEA. Mit einer durchschnittlichen spezifischen Flächenleistung von 313 W/m² verlangsamt sich der Trend zu WEA mit einer im Verhältnis zur Anlagenleistung großen Rotorfläche. Im Vergleich zum Vorjahresdurchschnitt sank die spezifische Flächenleistung um vier Prozent. Die durchschnittliche Anlagenleistung der WEA im kumulierten Bestand beträgt Ende Juni 2016 etwa 1.639 kW. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um gut zwei Prozent im Verlauf der ersten sechs Monate des Jahres.
Im 1. Halbjahr 2016 erreicht Niedersachsen mit 421 MW den größten Brutto-Leistungszubau und überschreitet damit bereits Ende Juni den Jahreszubau 2015. In Schleswig-Holstein wurden 322 MW errichtet, nach drei Jahren an der Spitze des Vergleichs wird das Land damit auf den zweiten Platz verdrängt. Mit einem Leistungszubau von 254 MW liegt Brandenburg in der ersten Jahreshälfte knapp vor Nordrhein-Westfalen mit 249 MW. Baden-Württemberg steigert den Zubau gegenüber dem Vorjahr deutlich auf 186 MW und erreicht damit den fünften Platz. Mit 174 MW neu zugebauter Leistung liegt Bayern knapp hinter dem Nachbarland auf dem sechsten Platz und damit vor Mecklenburg-Vorpommern, das mit 130 MW auf dem siebten Platz steht. Die Bundesländer im Norden Deutschlands vereinen mit 876 MW einen Anteil von 42,7 Prozent des Brutto-Leistungszubau im ersten Halbjahrs 2016 auf sich. In der Mitte Deutschlands wurde mit 729 MW ein Anteil von 35,5 Prozent errichtet. Die Südlichen Bundesländer erreichen einen Neuzubaus von 448 MW, was einem Anteil von 21,8 Prozent entspricht.
Im ersten Halbjahr 2016 wurden mit einer Leistung von 3.300 kW in Saarland die durchschnittlich Leistungsstärksten WEA errichtet. Die Installation der im Ländervergleich leistungsschwächsten WEA verzeichnet Sachsen mit 2.350 kW. Dieselben Bundesländer, in denen vergleichsweise wenige WEA errichtet wurden, weisen auch die jeweils höchsten bzw. niedrigsten durchschnittlichen Rotordurchmesser auf. In Saarland liegt dieser bei 126 m, in Sachsen bei 92 m. Die durchschnittliche Nabenhöhe ist in Schleswig-Holstein und Sachsen mit 98 m am niedrigsten. Die in Bremen installierten WEA verfügt mit 149 m über die größte Nabenhöhe. Mit 249 W/m² weisen die in Baden-Württemberg installierten WEA im Schnitt die niedrigste spezifische Flächenleistung auf. Die WEA in Schleswig-Holstein haben mit 374 W/m² die durchschnittlich größte spezifische Flächenleistung.