Projekt „EuroPruning“: Schnittholz aus Obst- und Weinbau hat hohes energetisches Potenzial


Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler im Rahmen des Forschungsprojekts „EuroPruning“, das vom spanischen Research Centre for Energy Resources and Consumption (CIRCE) koordiniert wurde. Insgesamt fallen nach Angaben des beteiligten Leibniz-Instituts für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB) im Obst- und Weinbau der EU jährlich mehr als 13 Mio. Tonnen Schnittholz (Trockenmasse) an, wovon aktuell nur eine sehr geringe Menge energetisch genutzt werde.


Mangelndes Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften, fehlende Technologie und die Komplexität der Wertschöpfungskette erschweren dem ATB zufolge die Nutzung des Materials bislang. Während des dreijährigen Projekts haben die Wissenschaftler folglich gemeinsam mit Praxispartnern neue Geräte und Logistik-Tools entwickelt, um bestehende Hemmnisse für die energetische Nutzung von Schnittholz aus dem Obst- und Weinbau zu überwinden. In drei europäischen Regionen wurden die ökologischen und sozioökonomischen Auswirkungen einer Nutzung von Schnittholz untersucht und die Potentiale bilanziert. 


Für die Ernte des Schnittholzes wurde eine neuartige Ballenpresse und ein Hacker entwickelt. Die Geräte ermöglichen es, das Schnittgut vom Boden aufzulesen und transportfähig aufzubereiten. Das neu entwickelte "SmartBoxTool" und eine IT-Plattform werden in Zukunft helfen, Ernte und Lieferlogistik zu optimieren und die Qualität des Baumschnitts zu überwachen. Mit Hilfe dieses leistungsfähigen Decision-Support-Tools wird die Logistik vom Erzeuger bis zum Endabnehmer verbessert. Best Practice Beispiele für den Erhalt der Bodenqualität und zur Lagerung des Schnittguts wurden entwickelt und erprobt. Die Praxistests an drei europäischen Standorten in unterschiedlichen Klimabereichen haben die Effizienz der Technologie unter Beweis gestellt. Durchgeführt wurden die Feldversuche im mediterranen Spanien mit Pfirsich und Mandel, im atlantischen Frankreich mit Wein, sowie im eher kontinentalen Klima Brandenburgs mit Apfel und Kirsche.


Das Potsdamer Leibniz-Institut für Agrartechnik (ATB) war für die Feldversuche in Deutschland verantwortlich und gleichzeitig an der Untersuchung auf den spanischen und französischen Versuchsflächen beteiligt. Zudem leitete das ATB die Praxistests. Im Fokus der ATB-Forschung standen vergleichende Untersuchungen zur Bodenwirkung und die Messung von Treibhausgasen aus den Böden, wenn das Schnittholz für Energiezwecke genutzt wird oder als organischer Dünger in den Anlagen verbleibt. "Wir konnten zeigen, dass die energetische Nutzung von Schnittholz einer nachhaltigen Bodenbewirtschaftung grundsätzlich nicht entgegensteht. Dort, wo beispielsweise in Form einer Grasnarbe eine alternative Kohlenstoffquelle vorhanden ist und der eher geringfügige Nährstoffexport durch Düngung kompensiert wird, ist die Bodenfruchtbarkeit nicht gefährdet", beschreibt ATB-Wissenschaftlerin Sonja Germer das Ergebnis der dreijährigen Forschungsarbeit. Darüber hinaus hat das ATB das Vorkommen humanpathogener Mikroorganismen bei der Lagerung von Schnittholz in Ballen und von Hackschnitzeln in Haufen untersucht. Die Emission von Treibhausgasen aus Holzhackschnitzelhaufen konnte als sehr gering eingestuft werden.


Die Bewertungen der Nutzung von Baumschnitt ergaben, dass dort, wo Schnittholz in großen Mengen anfällt und nachhaltig genutzt wird, sich erhebliche Vorteile für die Region ergeben können. Werden Aufbereitungsprozesse und Lagerung optimiert, kann Schnittholz in einer Qualität produziert werden, die den Anforderungen des Marktes für Festbrennstoffe gerecht wird. Auf Basis einer umfassenden Marktanalyse für Schnittholz und der Identifizierung rechtlicher Hemmnisse wurden im Rahmen von EuroPruning auch Konzepte für praktikable Geschäftsmodelle entwickelt.


EuroPruning wurde von der EU im Rahmen des FP7 für die Dauer von drei Jahren mit insgesamt 3,4 Mio. € gefördert. Beteiligt waren 15 Partner aus sieben Ländern. Weitere Informationen stehen unter www.europruning.eu bereit.