Vor dem Hintergrund deutlicher Kostendegressionen bei den zuletzt installierten Windenergie-Anlagen auf See schätzen Experten der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), dass die Einspeisevergütung bereits bei den im April 2017 und April 2018 anstehenden Ausschreibungen deutlich unter zehn ct je kWh fallen wird. Angesichts der derzeit gezahlten Vergütung von bis zu 19,4 ct je kWh (bei allerdings kürzerer Laufzeit) würde das einen enormen Rückgang darstellen.
„Die Zeiten, in denen bei Offshore-Projekten die Kosten explodierten, sind vorbei. Die zuletzt realisierten Windparks zeigen, dass sich solche Großprojekte inzwischen weitgehend plangemäß realisieren lassen“, sagte Heiko Stohlmeyer, der Leiter des Bereichs Renewables bei PwC, im Rahmen der 10. Euroforum-Konferenz Offshore Windparks in Hamburg.
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Angesichts dieser erfreulichen Entwicklung stelle sich die Frage, ob die Politik ihre Offshore-Ziele nicht wieder nach oben korrigieren sollte. Ursprünglich hatten die Offshore-Windenergie-Pläne der Bundesregierung bereits eine installierte Leistung von 10.000 MW bis 2020 bzw. 25.000 MW bis zum Jahr 2030 vorgesehen. Weil der Ausbau jedoch lange Zeit nur schleppend voranging, schraubte die Große Koalition die Zielwerte 2013 auf 6.500 MW bis 2020 bzw. 15.000 MW bis 2030 nach unten, berichtet PwC. „Aufgrund der befürchteten Kostensteigerungen war die Entscheidung damals nachvollziehbar. Die in der Zwischenzeit erzielten Fortschritte rechtfertigen nun aber wieder deutlich ambitioniertere Ziele - zumal der Trend zur Kostendegression durch den Bau zusätzlicher Windparks weiter verstärkt würde“, meinte Stohlmeyer. Das gelte umso mehr vor dem Hintergrund des im November 2016 in Kraft getretenen Pariser Weltklimavertrags. Der signifikante Ausbau der Offshore-Windenergie gehöre zu den sinnvollsten Maßnahmen, um die deutschen Klimaziele zu erreichen.
Seit 2013 hat nach sich Angaben von PwC in Deutschland die installierte Leistung von Offshore-Windenergieanlagen von 500 MW auf rund 4.100 MW erhöht. Das unterstreiche, dass die Projekte mittlerweile technisch und wirtschaftlich solide umsetzbar seien, was nicht zuletzt auch zu sinkenden Risikomargen bei Bankenfinanzierungen und verbesserten Versicherungskonditionen geführt hat. Auch die erzielten Effizienzsteigerungen sind immens. So liege die durchschnittliche Leistung aller Anlagen in deutschen Gewässern mit Netzeinspeisung bei 4,3 MW je Anlage. Bei den im Jahr 2016 zugebauten Anlagen betrage sie bereits 5,2 MW je Anlage. Der Einsatz größerer Windenergieanlagen führt PwC zufolge zu einer deutlichen Kostenreduktion je MW installierter Leistung. Dieser Trend werde sich fortsetzen, Projekte mit bis zu acht MW je Anlage seien bereits in Planung und Turbinen mit einer Leistung von mehr als zehn MW in der Entwicklung.
Die Aussicht auf ein signifikant niedrigeres Vergütungsniveau stützt sich auch auf Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern, heißt es seitens PwC. So erhielt Weltmarktführer Dong Energy im Sommer 2016 mit einem Angebotspreis von 7,27 Cent je kWh den Zuschlag für die beiden auf 15 Jahre angelegten Offshore-Windenergie-Projekte „Borssele 1“ und „Borssele 2“ in den Niederlanden. Anfang Dezember erfolgte dann die Vergabe von Borssele 3 und 4 an ein aus den Unternehmen Shell, Van Oord, Eneco sowie Mitsubishi/DGE bestehendes Konsortium, mit einer Vergütung von nur noch 5,45 ct je kWh. Eine ähnliche Tendenz habe sich auch bei drei Ausschreibungen in Dänemark gezeigt die allesamt der Energieversorger Vattenfall gewann. So wurde der Zuschlag für den 600 MW-Park Kriegers Flak Anfang November 2016 für unter fünf ct je kWh vergeben. „Diese Beispiele zeigen, in welche Richtung es geht – auch wenn sich die Kostenstrukturen natürlich von Projekt zu Projekt unterscheiden“, so Stohlmeyer.