Werde das Maximalpotenzial von 3.600 GWh an Mieterstrom voll ausgeschöpft, erhöhten sich die Kosten über das EEG langfristig um rund 130 Mio. €. „Würde die gleiche Strommenge aus solarer Strahlungsenergie eingespeist und vergütet, betrüge die zusätzliche Belastung des EEG-Kontos jedoch rund 310 Mio. € pro Jahr“, macht das BMWi im Referentenentwurf deutlich. (Vgl. zur Kritik am Entwurf auch die Reaktion von Greenpeace Energy)
EUWID Neue Energie 13/2017 informiert auf dem Titel über die Inhalte des Referentenentwurfs. Insgesamt umfasst die jüngste Ausgabe des Informationsdienstes zur Energiewende 92 Nachrichten, Berichte und Analysen auf 40 Seiten. Ein Überblick über sämtliche Themen der aktuellen Ausgabe findet sich hier.
EUWID Neue Energie beschreibt die Umbauprozesse am Energiemarkt aus ökonomischer Perspektive. Der Strukturwandel bringt es mit sich, dass bestehende Geschäftsmodelle am Energiemarkt nicht mehr funktionieren und dafür neue Geschäftsmodelle an Bedeutung gewinnen. Der Mieterstrom ist ein mögliches Geschäftsmodell für Energieversorger und -dienstleister.
Um sachgerechte Entscheidungen über den Einstieg in neue Geschäftsmodelle zu treffen, ist es aber nicht nur wichtig, in der kurzfristigen Perspektive Best-Practice-Modelle kennenzulernen und die konkrete Ausgestaltung entsprechender Aktivitäten zu studieren. Mindestens genauso wichtig ist es, die mittelfristigen Trends richtig einzuschätzen.
Einer dieser Metatrends der Energiewende ist die Sektorkopplung. Es ist weitgehend unbestritten, dass ein effizienter Umbau des Energiesystems die traditionelle Trennung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr aufheben muss. Aber wie das konkret geschehen muss, ist keineswegs unstreitig. Das BMWi, das die weitere Entwicklung des Strommarkts federführend entwickelt, setzt auf eine Sektorkopplung auf der Grundlage von Strom.
Das umfasst im Verkehrssektor einen zügigen Umstieg auf die Elektromobilität. Im Wärmemarkt sollen vor allem Wärmepumpen den Strom in Wärme umwandeln. Auf eine entsprechende Entwicklung setzt der Gebäudetechnikhersteller Vaillant, der die Entwicklung der Brennstoffzellentechnologie zugunsten der Wärmpumpen herunterfährt.
Andere Akteure – insbesondere die Erdgasbranche, aber auch das Bioenergiesegment – argumentieren, dass es ökonomisch wie ökologisch sinnvoll ist, Erdgas als Übergangstechnologie zu stärken und langfristig auf Verfahren wie Power-to-Gas zu setzen. Eine aktuelle Studie des Beratungshauses enervis im Auftrag der Verbundnetz Gas Gruppe argumentiert, dass sich durch die Nutzung der bestehenden Gasinfrastruktur schnellere Emissionsminderungen erreichen lassen, als wenn man auf die Karte der Vollelektrifizierung setzt.
Die Sektorkopplung über Power-to-Gas habe einen entscheidenden Vorteil: Der Bedarf an Back-up-Kraftwerken werde deutlich reduziert. „Damit können auch die Kosten der Dekarbonisierung erheblich gesenkt werden“, heißt es seitens der VNG Gruppe.