Dort werde das komplett neue Produkt zu 100 Prozent aus organischen Rest- und Abfallstoffen der Biodieselproduktion gewonnen. Mit dem Angebot von BioLPG richtet sich Primagas insbesondere an private Endverbraucher und Unternehmen, die keinen Zugang zum Erdgasnetz haben. Aber auch umweltbewusste Bestandskunden, die ihre Heizungsanlage mit BioLPG ohne zusätzliche Umbauten weiter nutzen können, seien potenzielle Interessenten.
BioLPG bietet dieselben Einsatzmöglichkeiten wie konventionelles Flüssiggas, das vor allem im ländlichen Raum ohne Zugang zum Erdgasnetz als effiziente und kostengünstige Lösung genutzt wird. Aktuell sind nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur (dena) rund 2,2 Mio. Wohn- und Nichtwohngebäude, vorwiegend im ländlichen Raum, nicht an das Erdgasnetz angebunden. Im Vollkostenvergleich schneiden Gas-Brennwertsysteme auf Flüssiggasbasis zudem nach Angaben von Primagas meist besser ab als vergleichbare Heizöl- oder Pelletsysteme.
Mit BioLPG könnte die wirtschaftlichste netzunabhängige Lösung künftig auch die klimafreundlichste sein: „Durch den Einsatz des neuen Energieträgers können wir die CO2-Emissionen von Flüssiggasheizungen von heute auf morgen deutlich reduzieren“, sagte Primagas-Geschäftsführer Jobst-Dietrich Diercks. 40 bis 60 Prozent an CO2 lassen sich den Angaben zufolge einsparen, wenn er vorwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird. Mit BioLPG, das auf Basis von organischen Rest- und Abfallstoffen entsteht, sei sogar eine CO2-Ersparnis von bis zu 90 Prozent möglich.
Diercks kritisiert, dass die Energiewende bisher vor allem eine Stromwende ist. der Wärmemarkt habe erheblichen Nachholbedarf. Die energetische Sanierung von Wohnhäusern geht zu langsam voran. Auch bei der Modernisierung der Heizanlagen muss eigentlich mehr passieren, wenn der Gebäudebestand im Jahr 2050 kaum noch Treibhausgase verursachen soll. Als ein weiterer wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Wärmewende gilt der verstärkte Einsatz von erneuerbaren Energien. „Und da sehen wir ein großes Potenzial für BioLPG“, so Diercks.
Die Entwicklung des Marktanteils hänge davon ab, wann der deutsche Gesetzgeber BioLPG mit anderen aus Biomasse hergestellten Brennstoffen gleichsetzt. „Wir werben daher für eine angemessene Berücksichtigung von biogenem Flüssiggas in der Energieeinsparverordnung und im Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz“, sagte Primagas-Geschäftsführer Diercks. Dadurch dürfte die Nachfrage seiner Ansicht nach stark ansteigen.
Die Herstellung und die Nutzung von BioLPG befinden sich derzeit noch am Anfang. Es ist aber davon auszugehen, dass sich die zur Verfügung stehende Menge kurz- bis mittelfristig erhöhen wird. Die dena hat im Auftrag von Primagas errechnet, dass innerhalb kurzer Zeit 200.000 Tonnen BioLPG jährlich hergestellt werden könnten. Die Menge entspreche rund 17 Prozent des gegenwärtig zum Heizen verwendeten Flüssiggases, das als Koppelprodukt der Rohölverarbeitung anfällt.