Lage am Markt für Photovoltaik-Module „angespannt, wenn nicht dramatisch“


„Angespannt, wenn nicht dramatisch“ nennt der Geschäftsführer des PV-Handelsplatzes pvXchange die aktuelle Lage am Markt für Solarmodule.

Gerade in einer Situation, in der es wieder eine robuste Nachfrage im europäischen Solarmarkt gebe „und viele Projekte endlich realisiert werden könnten“, fehlten die preiswerten Produkte. Insbesondere polykristalline Standardmodule von Tier-1-Herstellern seien in größeren Abnahmemengen so gut wie nicht verfügbar. Aber auch bei monokristallinen Hochleistungsmodulen sehe es mittlerweile kaum besser aus.


Die Preise für die noch verfügbaren Restmengen zögen dementsprechend in den letzten Wochen kontinuierlich an. Für den September 2017 hat pvXchange einen Preisanstieg von 2,0 Prozent auf 0,52 € pro Watt peak ermittelt. Im Segment „Mainstream“ bewegt sich der Preis mit 0,42 €/Wp auf dem Niveau des Vormonats. Auch würden zugesagte Liefertermine nicht eingehalten und verschöben sich oft um Tage, wenn nicht Wochen.


Auch Wechselrichterhersteller spüren Anziehen der Nachfrage in Leitmärkten


Aber nicht nur die Produkte bekannter asiatischer Marken sind auf dem europäischen Markt schwer zu finden, auch die Module unbekannterer Hersteller, die teilweise in der EU fertigen, hätten nach der Sommerpause Schwierigkeiten, mit der steigenden Nachfrage Schritt zu halten. Die gleichen Probleme treten laut Schachinger sogar bei einigen namhaften Wechselrichterherstellern auf. „Nicht wenige Projektentwickler und kleinere EPC beschweren sich darüber, dass Rahmenverträge von den Herstellern nicht eingehalten und die bestellten Mengen nicht vereinbarungsgemäß geliefert werden.“ Man bemühe sich vor allem darum, die wenigen Großkunden – international agierende EPC und Distributoren – nicht zu verärgern, kleinere Abnehmer hätten das Nachsehen.


Die Probleme in Europa seien einerseits auf die starke Nachfrage in China zurückzuführen, die durch die stufenweise Kürzung der Solarförderung zur Jahresmitte und zum Jahresende getrieben wurde. Chinas National Energy Administration (NEA) meldete kürzlich den Zubau von 24,4 GWp Photovoltaikleistung in der ersten Jahreshälfte 2017. Prognosen zufolge dürften im gesamten Jahr weit mehr als 40 GWp an neuen PV-Kapazitäten zugebaut werden. Damit werde das Wachstum im Relation zum Vorjahreszeitraum auch in den kommenden Monaten noch relativ hoch bleiben. Die Regierung hat zusätzlich noch Förderprogramme eingeführt, mit denen weitere 5,5 GWp im Rahmen des sogenannten Top Runner-Projekts errichtet werden sollen – Deadline ist Ende September 2017, Ziel ist die Errichtung hocheffizienter PV-Anlagen.


Zubau in den USA deutlich höher als von Experten prognostiziert


Der zweite Markt, der einen großen Einfluss auf die regionale Entwicklung in Europa besitzt, ist der US-amerikanische Markt. In den USA wurden im 2. Quartal 2017 viel mehr PV-Anlagen gebaut, als ursprünglich angenommen und prognostiziert. Laut GTM Research betrug die neu installierte Leistung knapp 2,4 GWp, was eine Steigerung von mehr als 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal bedeutet.


Noch viel stärker mache sich hier aber die Bereitschaft vieler Errichter bemerkbar, höhere Modulpreise zu bezahlen als die Kunden in Europa. Die starke Nachfrage in den USA habe ihre Ursache vor allem in der für den 22. September 2017 erwarteten Ankündigung der Internationalen Handelskommission (ITC) der USA zur Suniva-Petition. Je nach Ausgang der Untersuchungen und der finalen Entscheidung des Präsidenten werde es entweder eine weitergehende Marktabschottung geben oder die Lage entspanne sich.


Markt wartet auf ITC-Entscheidung zu Suniva-Petition


Aktuell schienen viele US-Investoren und PV-Fachfirmen eher mit einer Verschärfung der aktuell schon existierenden Marktbeschränkungen für asiatische Produkte zu rechnen und kauften daher alle Module auf, die noch vor dem Stichtag geliefert werden können. In den USA würden im Durchschnitt 10 Prozent höhere Preise bezahlt als in Europa und bis zu 20 Prozent mehr als im Rest der Welt, heißt es seitens pvXchange. Die Branche zeige sich dessen ungeachtet zumindest für das kommende Jahr optimistisch und spekuliere auf weiteres Wachstum in Europa. „Egal wie die Petition in den USA ausgeht – das Ende der Unsicherheit und der Turbulenzen werden sich positiv auf den restlichen Weltmarkt auswirken“, sagt Schachinger.