Das KfW Energiewendebarometer 2018 lässt eine große Dynamik bei Elektroautos erwarten. Wie die erstmalig in fast 4.000 Haushalten durchgeführte Befragung zeigt, ist die geplante Anschaffung von Elektroautos in deutschen Haushalten 8-mal höher als der aktuelle Bestand. Während heute nur knapp zwei Prozent der befragten Haushalte ein Elektroauto besitzen, planen bereits 16 Prozent die Anschaffung.
Dieser Wert stellt laut KfW die größte Dynamik bei den betrachteten Technologien dar. Zudem zeigt die Studie, dass die Haushalte mit Elektroautos mehrheitlich Zugang zu grünem Strom haben. Eine flankierende Umfrage von KfW Research verdeutlicht, dass vor allem die Angst vor einem eingeschränkten Aktionsradius die Menschen vom Kauf eines Elektroautos abhält: Die aktuell noch lückenhafte Ladeinfrastruktur wird als wichtigster Grund gegen den Kauf eines Elektroautos genannt (84 Prozent), gefolgt von der Reichweite der Fahrzeuge (81 Prozent) und erst danach vom Kaufpreis (79 Prozent).
Mehr als 90 Prozent der Haushalte stehen hinter der Energiewende
Bereichsübergreifend ergab die Studie, dass mehr als 90 Prozent der Haushalte in Deutschland hinter der Energiewende stehen. Dabei gibt es keine regionale Unterscheidung zwischen Nord- und Süddeutschland. Allerdings sagen in Ostdeutschland nur 40 Prozent aus, dass die Energiewende für Deutschland sehr wichtig ist, während in Westdeutschland 57 Prozent dieser Meinung sind.
34 Prozent der Haushalte sehen sich selbst am meisten in der Pflicht
Darüber, dass die Energiewende eine Gemeinschaftsaufgabe ist, waren sich die Befragten alle einig: Die Politik, die Industrie und jeder einzelne Haushalt müssen ihren Beitrag dazu leisten. Rund ein Drittel (34 Prozent) der befragten Haushalte sind der Ansicht, sie selbst müssten den größten Beitrag leisten, damit die Ziele der Energiewende erreicht werden. Somit sehen sich die meisten Haushalte sogar selbst am stärksten in der Verantwortung. Der Politik und der Industrie werden jedoch ähnlich große Anteile zugeschrieben. Auch hier gibt es geringfügige Unterschiede zwischen den west- und den ostdeutschen Bundesländern, in denen die Politik mit 35 Prozent am häufigsten genannt werden und nur rund 26 Prozent der befragten Haushalte von sich selbst den größten Anteil erwarten.
Energiewendetechnologien kommen bei 23 Prozent der Haushalte zum Einsatz
Die Befragung zeigte zudem, dass sich bereits heute 23 Prozent der Haushalte durch die Nutzung von Energiewendetechnologien wie PV-Anlagen, Batteriespeichern, Wärmepumpen, KWK-Anlagen, Solarthermie oder Elektroautos aktiv beteiligen. Nimmt man die geplanten Anschaffungen hinzu, steigt der Wert auf rund 39 Prozent, was einem zu erwartenden Anstieg von mehr als 50 Prozent entspricht. Der aktuelle Bestand unterscheidet sich dabei stark zwischen Eigentümern und Mietern. Haushalte, die ihr Wohneigentum selbst nutzen, sind mit 33 Prozent etwa doppelt so häufig mit Energiewendetechnologien ausgestattet wie Haushalte, die zur Miete wohnen (14 Prozent). Am häufigsten haben Haushalte in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen angegeben, über mindestens eine der betrachteten Energiewendetechnologien zu verfügen.
Deutliche Unterschiede beim Zubau der unterschiedlichen Technologien
Die Ergebnisse der Befragung lassen auf einen insgesamt deutlichen Zubau der Energiewendetechnologien schließen. Wobei einige Bereiche deutlich besser abschneiden als andere. Spitzenreiter in Bezug auf den relativen Zuwachs sind die E-Fahrzeuge, die jeder sechste Haushalt anschaffen will (+800 Prozent). Bei Solarthermie planen weitere 4 Prozent der Haushalte eine Nutzung (+38 Prozent). Bei den Wärmepumpen ist der geplante Zuwachs von 3 Prozent auch eher moderat (+39 Prozent). Bei PV-Anlagen ist damit zu rechnen, dass sich der Bestand im Wohngebäudebereich um 5 Prozentpunkte auf 13 Prozent erhöht (+65 Prozent). Ein deutlicher Anstieg ist dem KfW-Energiewendebarometer zufolge auch bei den Beteiligungen an Erneuerbare Energien-Anlagen zu erwarten: Weitere 3 Prozent planen bereits eine Beteiligung (+83 Prozent). Noch dynamischer ist die Verbreitung von Batteriespeichersystemen, bei denen sich eine Verdopplung des Bestands auf rund 4 Prozent abzeichnet.
Energiewende in Haushalten findet derzeit auf dem Land statt
„Der Rückhalt für die Energiewende in der Bevölkerung ist unvermindert hoch. Das ist ein sehr ermutigendes Ergebnis“, sagt Günther Bräunig, Vorstandsvorsitzender und Nachhaltigkeitsvorstand der KfW Bankengruppe. Angesichts der nahezu unvermindert hohen CO2-Emissionen im Haushaltsbereich reichten diese Anstrengungen jedoch noch nicht aus, um die Klimaziele der Bundesregierung und die des Pariser Abkommens zu erreichen, sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. Die vorhandene Bereitschaft der Haushalte, sich aktiv beim Klimaschutz einzubringen, sollte durch gezielte Unterstützung besser genutzt werden.
So förderte die Befragung auch ein Stadt-Land-Gefälle zu Tage. Die Beteiligung der Haushalte an der Energiewende ist in Großstädten deutlich geringer als auf dem Land. Insbesondere die Verbreitung von Photovoltaik und Solarthermie ist auf dem Land stärker ausgeprägt. Und dies liegt nicht am größeren Anteil an Mehrfamilienhäusern in Städten und nicht an Unterschieden im Haushaltseinkommen. Hier bedarf es nach Ansicht Zeuners zielgruppenspezifischer Förderung, die das private Kapital der Städter für die Energiewende mobilisiert.