Bei verhaltener Nachfrage innerhalb der vergangenen vier bis sechs Wochen halten sich die Preise für Photovoltaikmodule weitestgehend stabil. Nur einzelne Produkte werden gegenüber dem Vormonat nochmals ermäßigt angeboten, was zu geringen Kursveränderungen bei wirkungsgradstarken Modulen (High Efficiency), sowie bei polykristallinen Standardmodulen (Mainstream) führt. Das berichtet der Geschäftsführer des PV-Handelsplatzes pvXchange, Martin Schachinger.
Die Preisänderungen fielen tatsächlich jedoch geringer aus, als es die gerundeten Indexwerte erscheinen lassen, und bewegten sich jeweils im Bereich unterhalb 0,5 Eurocent pro Wattpeak. „Insbesondere bei den großen Marken wie Hanwha Q-Cells, Jinko Solar und Canadian Solar tut sich im Moment wenig.“ Für das High-Efficiency-Segment weist pvXchange einen durchschnittlichen Angebotspreis für verzollte Ware auf dem europäischen Spotmarkt von 0,39 €/Watt peak (Wp) aus. Mainstream-Ware gibt es für 0,31 €/Wp, Low-Cost-Produkte sind bereits für 0,23 €/Wp zu haben.
Für die allgemein schwachen Absatzzahlen der Händler gebe es mehrere Gründe. Zunächst seien die anhaltenden hohen Temperaturen in Verbindung mit den laufenden Schulferien in Mitteleuropa zu erwähnen. Es sei aber noch ein weiterer Effekt im Spiel, der auf die anstehende, jedoch immer noch unvorhersehbare Entscheidung der EU-Kommission bezüglich einer Verlängerung der Importbeschränkungen für chinesische Zellen und Module zurückzuführen ist, führt Schachinger weiter aus. Am 3. September laufen die geltenden Maßnahmen aus. Die Kommission muss dann darüber Auskunft geben, ob sie eine weitere Überprüfung der Dumping- und Subventionstatbestände durchführen wird.
Bei Aufhebung der Importbeschränkungen ist mit Preisrutsch zu rechnen…
Im Falle einer erneuten Prüfung könnten die Strafzölle und Mindestimportpreise (MIP) zumindest bis zu einem Ergebnis der Kommission bestehen bleiben. Dieses sei aber dann nicht vor Anfang 2019 zu erwarten. Die Entscheidung werde „weitgehend außenpolitisch beeinflusst“ ausfallen. Zur Ergebnisfindung seien europaweit bereits zahlreiche Politiker, aber auch betroffene Unternehmen konsultiert und gegenseitige Interessen abgewogen worden.
In Erwartung der Entscheidung würden nun verstärkt Preisnachlässe gegeben, um eine Lagerbereinigung zu erzielen und eine noch größere Abwertung zu vermeiden, berichtet pvXchange. Auf der Abnehmerseite überwiege allerdings der „Trend zum Aussitzen“, um dann erst nach Bekanntwerden der Ergebnisse und Beobachtung der Marktreaktionen darauf eine Kaufentscheidung zu fällen – „mit möglicherweise eher negativen Auswirkungen“.
Sollten die Importbeschränkungen wegfallen, sei sehr schnell mit dem Auftreten von Anbietern mit preiswerter chinesischer Ware auf dem europäischen Markt zu rechnen, da die Nachfrage in Asien aktuell abnehme und die Lager sich zunehmend mit freier Ware füllten. „Der dadurch ausgelöste Preisrutsch wird zwangsläufig dann zur Abwertung noch existierender Lagerbestände hierzulande führen“, betont Schachinger. Selbst ein sprunghafter Anstieg der Binnennachfrage werde die „horrenden Modulmengen“ nicht mehr aufnehmen können. Modulpreise im unteren bis mittleren 20-Cent-Bereich seien dabei im weiteren Jahresverlauf „durchaus denkbar“. Für Investoren und Errichter wäre dies eine sehr positive Entwicklung, da sich durch die niedrigeren Preise natürlich höhere Renditen erzielen lassen. Limitierender Faktor seien dann nur noch die knappen Montagekapazitäten.
…bei Verlängerung der Importbeschränkungen könnten Preise sogar steigen
Bleiben die Importbeschränkungen jedoch bestehen, drohe eine Stagnation der Zell- und Modulpreise. Es gebe sogar Stimmen, die von möglichen Preissteigerungen sprechen, ausgelöst durch einen Engpass bei MIP-freien Zellen und Modulen. Angeblich habe sich bei den Entwicklern in Deutschland, aber auch in ganz Südeuropa, eine Projektpipeline aufgebaut, die durch die zur Verfügung stehenden nicht-chinesischen Module gar nicht vollständig und termingerecht bedient werden könne. „Die Folge wäre ein Hauen und Stechen um Lieferkapazitäten und -termine, sowie eine schleichende Preisanpassung an das gerade noch akzeptierte Niveau, wie es schon häufig in solchen Situationen zu beobachten war.“