Der US-amerikanische Pellethersteller Enviva Partners mit Sitz Bethesda/Maryland will über ein weiteres Joint Venture-Unternehmen mit der in Boston ansässigen John Hancock Life Insurance Co. das 500.000 t-Pelletwerk der Colombo Energy Inc. in Greenwood County/South Carolina übernehmen. Vorbehaltlich der üblichen aufschiebenden Bedingungen soll die kurz vor dem Jahreswechsel vereinbarte Übernahme bereits im Laufe des ersten Halbjahres 2018 abgeschlossen werden.
Mit der Übernahme der Colombo Energy steigt die Produktionskapazität von Enviva Partners auf jährlich rund 3,3 Mio. Tonnen Pellets. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Verkäufer des erst Ende 2016 in Betrieb genommenen Pelletwerks ist der aus der Empresa Produtora de Pasta e Papel S.A. (Portucel Soporcel) hervorgegangene portugiesische Zellstoff- und Papierhersteller The Navigator Company S.A., Setúbal.
The Navigator hat in den Bau des Werks 110 Mio. US-Dollar investiert
The Navigator hat in den Bau des Werkes nach eigenen Angaben insgesamt rund 110 Mio. US-Dollar investiert. Bis Ende 2016 waren mit europäischen Abnehmern aus dem Kraftwerksbereich zudem Langfristverträge mit einer Laufzeit von zehn Jahren abgeschlossen worden, die etwa 40 Prozent der Werkskapazität abdeckten. Mit dem Verkauf wird sich der portugiesische Konzern auch wieder vollständig aus dem Pelletgeschäft zurückziehen.
Laut einer am 2. Januar 2018 von Enviva veröffentlichten Mitteilung soll die Übernahme über die neu gegründete Enviva JV Development Company LLC erfolgen. Das neue Joint Venture wird von Enviva operativ geleitet und von der Hancock Renewable Energy Group (HREG) unterstützt. Neben dem Erwerb des Greenwood-Werkes sollen über das neue Joint Venture auch weitere Pelletwerke sowie Umschlagterminals im Südosten der USA entwickelt und realisiert werden. Neben einem Tiefseehafen-Terminal im Port of Pascagoula/Mississippi sollen so mindestens zwei weitere Pelletwerke gebaut werden.
Pelletwerke und Entwicklungsprojekte werden in neu gegründetes JV eingebracht
Erst im Juni 2017 hatte die Enviva Development Holdings eine Kaufoption auf ein 186 acre (rund 75 Hektar) großes Industriegelände im Berry Hill Industrial Park in Danville/Virgina im Wert von schätzungsweise 100 Mio. US-Dollar abgeschlossen. Enviva und John Hancock werden über ihre jeweiligen Tochtergesellschaften die Kapitalausstattung für das neue Joint Venture bereitstellen, das zur Finanzierung der Übernahme des Navigator-Werks sowie für die geplante Realisierung des Terminals in Port Pascagoula sowie zum Bau von zwei weiteren Pelletwerken benötigt wird.
Die Parteien haben zudem vereinbart, dass über das bestehende Joint Venture Enviva Wilmington Holdings bestimmte Pelletwerke sowie Entwicklungsprojekte für Umschlagterminals im Südosten der USA in die neu gegründete Enviva JV Development Company eingebracht werden.
Enviva baut Position als weltgrößter Hersteller von Industriepellets aus
Das sich derzeit im Bau befindliche Pelletwerk in Hamlet/North Carolina verbleibt bis auf Weiteres im Eigentum der Enviva Pellets Hamlet, einem weiteren Joint Venture zwischen Enviva und John Hancock. Mit den Anlagenlieferungen für die mit dem Enviva-Werk in Sampson/North Carolina baugleiche Anlage war bereits im Vorjahr begonnen worden. Die ursprünglich für Ende 2018 angekündigte Inbetriebnahme dieses Werkes soll laut der aktuellen Mitteilung nun doch erst im Verlauf des ersten Quartals 2019 erfolgen. Mit der Inbetriebnahme des ebenfalls auf eine Kapazität von 500.000 Tonnen/Jahr projektierten Werkes in Hamlet wird sich die Gesamtkapazität von Enviva auf rund 3,8 Mio. Tonnen/Jahr erhöhen und der Konzern damit seine Position als weltweit größter Hersteller von Industriepellets weiter ausbauen.
Absatzseitig verfügt Enviva derzeit über Langfristkontrakte mit einem Auftragswert von rund 5,5 Mrd US-Dollar und einer durchschnittlichen Laufzeit von 9,7 Jahren. Ein Großteil der Kontrakte wurde dabei mit europäischen Kraftwerksbetreibern in Großbritannien und in den Benelux-Staaten abgeschlossen. Im Vorjahr hat Enviva allerdings seine Vertriebsaktivitäten im asiatischen Raum erhöht und im August ein Memorandum of Understanding (MoU) mit einem Abnehmer von Industriepellets in Japan unterzeichnet. Bei dem MoU geht es um einen möglichen Off-take-Vertrag über Pelletlieferungen in einer Größenordnung von 650.000 Tonnen/Jahr ab dem Jahr 2022.
Enviva baut Engagement asiatischen Raum aus
Bereits im laufenden Jahr wird Enviva rund 10.000 t über die Mitsui & Co. Ltd, Tokio, an ein Kraftwerk in Japan liefern. Mit einer entsprechenden regionalen Ausweitung des Pelletvertriebs könnte Enviva in Zukunft seine bisherige Abhängigkeit von einigen wenigen Großkunden etwas verringern. 2017 gingen auf Basis der bis Ende September vorliegenden Zahlen voraussichtlich rund 90 Prozent des gesamten Pelletabsatzes an lediglich drei Großkunden in Europa.